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Kriminaldirektor Roland Horngacher hat klare Signale an die "Szene": das ist er "den Bürgern der Stadt schuldig"

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Wien - Der neue Wiener Kriminaldirektor Roland Horngacher will "mit aller Härte" gegen die Drogenkriminalität in der Bundeshauptstadt vorgehen. Er kündigte an, dass Suchtgifthandel und die klassische Beschaffungskriminalität - also Raub- und Einbruchsdelikte - Schwerpunkte der Arbeit des Kriminalamtes Wien sein werden. Auf Grund der Erkennung von Trends sollen Kernbereiche in der Kriminalitätsbekämpfung festgesetzt werden. Als Beispiel für den Schwerpunkt gegen die Suchtgiftkriminalität nannte Horngacher die Razzia vom vergangenen Samstag am Naschmarkt, bei der man Erkenntnisse über die Größe der offenen Drogenszene sowie über die dort gehandelten Suchtgifte oder psychotropen Stoffe gewinnen wollte. Der provisorische bestellte Leiter des Kriminalamtes sagte, er sei "es den Bürgern der Stadt schuldig", gegen eine offene Drogenszene in der Nähe einer Schule und im Bereich des öffentlichen Verkehrs vorzugehen. Schließlich sei es auch ein "Signal an die Szene, dass wir das in dieser Form nicht goutieren", betonte Horngacher. Abnehmerseite im Visir Er räumte ein, dass man bei der Razzia am Samstag vor allem die Abnehmerseite von psychotropen Stoffen im Visier, nicht den Heroinhandel im Visier gehabt habe. Bei der Anbieterseite handle es sich um "reine organisierte Kriminalität". Horngacher: "Das Ziel ist es, speziell bei den schwarzafrikanischen Tätergruppen mit viel Logistik die organisierten Strukturen aufzubrechen." Laut dem Kriminaldirektor sind vor allem schwarzafrikanische Gruppierungen die Hauptversorger der Drogenszene, daneben auch türkische Täterkreise. Um die richtigen Schwerpunkte zum Beispiel in der Suchtgiftkriminalität setzen zu können, ist es notwendig, Trends zu erkennen. Horngacher betonte, er werde das Streifenwesen so entwickeln, dass diese Tendenzen auch erkannt werden können. Dadurch sei man in der Lage, mit strategisch-taktischen Konzepten auf diese Entwicklungen reagieren. Die Wichtigkeit der Trenderkennung erläuterte Horngacher so: "Sonst setze ich die Ressourcen falsch ein." Trenderkennung und -umkehr Ein Mittel der Trenderkennung sollen unter anderem tägliche Lagebilder sein. Dabei geht es um die grafische Aufbereitung der Lageberichte, die von den jeweiligen Polizeikommissariaten abgeliefert werden, sodass man zum Beispiel Tageszeit bedingte Spitzen erkennen kann. Ein Trend ist zum Beispiel die parallele Konzentration von Suchtgiftdelikten und Straftaten, die der Beschaffungskriminalität zugeordnet werden, entlang von U-Bahnlinien und den großen Wiener Bahnhöfen. Mit Schwerpunkten im Streifendienst soll darauf reagiert werden. Dabei erhoffen sich die Ermittler weitere genaue Informationen über die Szene. Zentrale Kommandierungen - 15 bis 20 Beamte - sollen sich dann auf gezielte Aktionen gegen Dealer konzentrieren. Fachgruppen- statt Rayonsprinzip Ohne Spezialisierung geht es nicht mehr: Anstelle des bisher in den Bezirken üblichen Rayons- soll das Fachgruppenprinzip gelten, wie es im Sicherheitsbüro existiert. Bestimmte Phänomene sollen von spezialisiertem Fachpersonal bekämpft werden. "Das soll zum Beispiel in der Lage sein, einen 'Deal abzuschmieren', um es salopp auszudrücken", erläuterte Kriminalamts-Chef Roland Horngacher. Die Fachgruppen werden analog zu jenen im Bundeskriminalamt eingerichtet - zum Beispiel für Kapital-, Sittlichkeits-, Eigentums- und Drogendelikte. Das soll den problemlosen gezielten Informationsfluss von unten nach oben und umgekehrt ermöglichen. Horngacher: "Wir haben Bedacht genommen auf optimale Schnittstellen. Information ist für effiziente kriminalpolizeiliche Arbeit unabdingbar. Sie muss auf jeden Fall wechselseitig erfolgen und kann keine Einbahnstraße sein." Organisierte Chriminalität als Christbaum Geht es um die Bekämpfung organisierter Kriminalität, sollen Kriminalbeamte aus verschiedenen Fachgruppen zusammenarbeiten. Horngachers Ziel dabei ist es, nicht bei den einzelnen Delikten anzusetzen, sondern in erster Linie die Tätergruppierung zu treffen. "Das ist im Prinzip so wie ein Christbaum: Die Organisation ist der Baum, die Delikte sind die Kugeln, die dran hängen." Die Ermittlungen gegen organisierten Kriminalität würden nicht ohne Bundeskriminalamt stattfinden. Über die längerfristige Entwicklung der Kriminalität wollte Horngacher keine persönliche Einschätzung abgeben. Er hält es mit Wellington, der vor der Schlacht von Waterloo (1815) gegen die Truppe von Napoleon von einem seiner Generäle gefragt wurde, was denn sein großes Ziel sei. Der englische Herzog gab lakonisch zu Antwort: "Die Franzosen zu schlagen." Er tat es. (APA)