St. Valentin - Ausführlich gestritten - und per Volksbefragung entschieden - wurde über den Lärm. Über die Abgase. Und über die Jobs. Nun, sieben Monate nach dem Mehrheits-Ja für eine Kraftwagen-Teststrecke der Firma Magna durch den Herzograder Wald bei St. Valentin, geht es erstmals um das KZ.Um das "Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen" nämlich, dessen "Appellplatz sich genau dort befunden hat, wo die Beschleunigungsstrecke des Magna-Parcours verlaufen soll". Meint zumindest Christoph Seydl vom Mauthausen-Komitee, der sich in der Ortsgruppe St. Valentin mit der "unaufgearbeiteten NS-Vergangenheit" seines Heimatortes beschäftigt. Diese, so Seydl, sei untrennbar mit der Firma Steyr-Daimler-Puch verbunden, die sich über "das Nibelungenwerk, die bedeutendste Panzerfabrik samt Panzerteststrecke im deutschen Reich in St. Valentin" ausgeschwiegen habe. Insgesamt 15.000 Menschen - erst Zwangsarbeiter, später auch KZ-Häftlinge - seien dort von den Nazis zu Arbeiten für die Rüstungsindustrie gezwungen worden. Immer noch seien "Spuren der Häftlingsbehausungen - der notdürftigen Baracken - im Herzograder Wald zu erkennen". Doch nur "eine kleine Gedenkstätte außerhalb des Betriebsgeländes" erinnere derzeit an die Vorkommnisse: Das erzählt Madeleine Petrovic, Spitzenkandidatin der Grünen für die niederösterreichischen Landtagswahlen im kommenden Frühjahr. Sie hat dem Herzograder Wald vergangene Woche einen Besuch abgestattet und sich mit den Anti-Teststrecken-Proponenten unterhalten. Nun stellt sie das Volksbefragungs-Ja infrage. Und die nach abgeschlossenem Raumverträglichkeitsgutachten erfolgte Umwidmung des Geländes in Gewerbegebiet. Bisher, so Petrovic, sei in Sachen Magna-Teststrecke "kein einziges objektives, unabhängiges Gutachten erstellt worden". Deshalb würden die Grünen auch den Gang der Anti-Teststrecken-Aktivisten zu Volksanwältin Rosemarie Bauer unterstützen. Außerdem, so Petrovic, habe Frank Stronach mit dem Kauf des Firmengeländes auch dessen Geschichte mit übernommen. Eine Verantwortung, die man beim Magna-Konzern ernst nimmt: "Was an baulichen Überresten da ist, wird erhalten", verspricht Magna-Sprecher Andreas Rudas. (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 9.10.2002)