Keine Sorge, alles im roten Bereich.

Absatzkrise, Börsencrash, Konjunkturflaute - Alles Schimäre. Auf der Mondial de l'Automobil übten sich die Konzernbosse in der Kunst des Gesundbetens. Unterfüttert wurde die Heilsbotschaft mit einem Schippel an Innovationen und ... einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Ganz vorn dabei: Die Premium-Hersteller. Vor allem im Luxussegment sei noch ordentlich Geld zu machen, feuerten sich die in Paris versammelten Strategen unisono an. Schrillster Sendbote der neuen "Politik der breiten Brust": Der Ferrari "Enzo".

foto: ferrari

Der "Commentatore".

Ein Denkmal auf vier Gummis für den 1988 verstorbenen Ferrari-Gründer und Namenspatron Enzo Ferrari. Unter dem Kohlefaser-Kleid pulst kompromisslose Formel-1-Technik. Die Lenkradschaltung hat die undankbare Aufgabe, 660 PS ökonomisch auf Vortrieb zu übersetzen. Eine erfolgreiche Gestaltung des Klickediklacks wird mit einer Höchstgeschwindgkeit von 350 km/h belohnt. Beim Spurt von 0 auf 200 km/h sollten bitte nicht mehr als 9,5 Sekunden vergehen. Für einfachere Gemüter gibt's die Formel-1-Anfahrhilfe "Launch Control".

foto: ferrari

Großflügel-Eskapaden sind übrigens passé.

Dank gefinkelter Aerodynamik kommt der "Enzo" ohne Heck-Brett aus. Was bleibt sind Beatmungs-Kiemen der monströseren Kategorie und eine Nase gewordendes Formel-1-Zitat.

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Voll in der Auslage: Der Sechs-Liter-V12.

Gehen diesem Brachial-Triebwerk die Pferde durch, sollte man sich das Bremssystem bereits zum Freund gemacht haben. "Enzos" Kevlar-Bremsscheiben im Servierteller-Format versprechen Geschwindigkeitsvernichtungs-Werte der jenseitigen Kategorie. Wir kombinieren blitzschnell: Der Ferrari Enzo ist ein eher speediger Gesell, die Investition von knapp 770.000 Euro sollte mit diversen näheren Bekannten und Verwandten einer knappen Erörterung zugeführt werden. Obacht! Eile ist geboten. Man munkelt, die 349-Stück-Auflage sei bereits vergriffen.

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Porsche ist italienische Hybris gänzlich fremd.

Der Cayenne tritt mit dem schlichten und bescheidenen Auftrag an, jede erdenkliche Konkurrenz von der Straße zu verblasen. Aus dem Gelände sowieso. BMW X5? Mercedes M-Klasse? Lexus RX300? Hinfort. Porsches erstes SUV (Sports Utility Vehicle) soll dafür sorgen, dass der Sportwagen-Hersteller in Fahrt bleibt.

foto: reuters/lhospice

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Branchenkrise?

Porsche-Chef Wendelin Wiedekind weigert sich seit Jahren, in das Lamento seiner Kollegen einzustimmen. Den Zuffenhausnern geht es im Gegensatz zu den Kollegen prächtig.

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Der unerwartete Run

auf den Cayenne beschert Porsche proppevolle Auftragsbücher. 25.000 Edel-SUVs sollen in Leipzig jährlich vom Band laufen. Das Rieseninteresse beschert dem profitabelsten Autokonzern der Welt den höchsten Auftragsbestand seiner Geschichte.

foto: porsche

Kein Duell in der Wüste

wird sich der Offroader übrigens mit seinem Zwillingsbruder VW Touareg liefern. Dem ebenfalls in Paris vorgestellten Gelände-Volkswagen bleibt exklusiv vorbehalten, die Rally Paris-Dakar in Angriff zu nehmen. Porsche lässt dem Entwicklungspartner zumindest in diesem Segment den Vortritt. Einem Match in den Zulassungsstatistiken wird wohl der Preis des Cayenne einen Riegel vorschieben. 73.219 Euro für den Cayenne S (340 PS 4,5-V8) und 120.825 Euro für den Turbo (450 PS 4,5-V8) machen den Porsche doch zu einer eher elitären Angelegenheit.

foto: porsche

Deutlich weniger elitär: Der Maybach 57.

In Relation zu seinem größeren Bruder Maybach 62, versteht sich.

foto: maybach

Beruhigend:

Im konzern-übergreifenden Vergleich steht auch der in Paris präsentierte Mini-Maybach mit seinen 5,70 Metern Länge völlig konkurrenzlos da.

foto: maybach

Vollends beruhigend:

Motorisch bleibt alles wie in der Langversion. Der 57er bekommt denselben V12-Biturbo mit 550 PS und 900 Newtonmetern Drehmoment.

foto: maybach

Beide Maybäche

schmücken ab Anfang 2003 diverse Stau-Arrangements zwischen Bregenz und Klingenbach. 501.120 Euro sind für den Spaß im 62er sicher nicht zu viel Geld. Der 57er gibt sich mit 431.520 Euro geradezu okkasionär. Endlich einmal eine schnurrend leicht gefällte Entscheidung - wir wollen den Wiener Linien doch nicht 1.035 Jahreskarten in den Rachen werfen.

Neben so viel Glanz&Gloria

drohen selbst die angereicherten Mercedes-Modelle aus dem Hause AMG zu verblassen. Gleich vier Premieren gingen in Paris in Szene. Motorisch und optisch dezent aufgezwirbelt zeigten sich ...

foto: werk

E 55 AMG

(376 PS/111.221 Euro)

foto: werk

S 55 AMG

(500 PS/142.262 Euro)

foto: werk

CL 55 AMG

(500 PS/159.106 Euro)

foto: werk

... sowie C 30 CDI AMG

(231 PS/52.348 Euro) in Saft und Kraft. Ab Februar 2003 darf noch mehr Silber auf heimischen Überholspuren glänzen.

foto: werk

Bentley ist mittlerweile Volkswagen.

Das Kind dieser Ehe ungleicher Partner heißt Continental GT und kann sich sich, oh behave, wirklich sehen lassen. Das exklusive Coupé wurde in Paris dank seiner klassisch gezeichneten Linien zum definitiven Show-Stopper.

foto: bentley

Edelhölzer, Alu, Teppiche, Leder -

der Material-Mix spricht der Tradition des englischen Edel-Konfektionärs das Wort.

foto: werk

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Und nicht genug der Goodies:

Luftfederung, Allrad und eine W12-Biturbo-Turbine mit "deutlich mehr als 500 PS" sorgen für den stilgerechten Auf- und Antritt. Bentley-Vorsitzender Franz-Josef Paefgen sieht das ganz genau so.

foto: reuters/wojazer

25 Kunden jährlich

will die heimische Bentley-Repräsentanz für dieses schmucke Stück Auto gewinnen. Ab September 2003 darf hochwertig-sportiv gecruist werden, zuvor gilt es 170.000 Euro aufzustellen. Mentale Stütze für Enthusiasten mit mäßiger Finanzkraft: Nachdem Sie für diesen Wagen ihr letztes Hemd gegeben haben, wird Ihnen der Gedanke, dass für Ihren Bentley 13 Kühe ihre Haut gegeben haben, sicher Trost spenden. (kommunikaze)

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