Hoffnung: "Abouna"

Zwei Buben auf der Suche nach ihrem Vater: Tahir und Armine streifen in Mahamat-Saleh Harouns Erzählung durch das moderne Afrika und landen an Orten, an denen der Vater nicht zu finden ist: In der Fabrik, in der er gearbeitet hat, im Kino, in dem sie ihn auf der Leinwand zu entdecken glauben, in der Koranschule. Und jeder Schritt bedeutet Resignation und Hoffnung zugleich.

27. 10., Künstlerhaus, 21.00;
28. 10., Gartenbau, 15.30

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"...am besten, Sie nehmen Urlaub"
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Foto: Viennale

Gangsta: "Biggie and Tupac"

Dokumentarist Nick Broomfield begibt sich ins Milieu des „Gangsta-Raps“ und rollt nochmals die Morde an Biggie und Tupac auf: Zurückhaltender als gewohnt, aber immer noch mit genug Nonchalance, deckt er eine Verschwörung auf, an der so gar das L.A.P.D. beteiligt ist.

20. 10., Gartenbau, 01.00;
22. 10., Stadtkino, 23.00

Foto: Viennale

Stille: "Bomnaleun kanda"

Wonach könnte ein Toningenieur suchen, außer nach im Verschwinden begriffenen Tönen? Wo könnte er diese schon finden, außer in der Natur? Doch nicht nur Töne liegen bei Hur Jin-Ho in der Luft, sondern auch die Liebe. Ein leiser melodramatischer Film über das Hören und das, was geschieht, wenn man in sich selbst hineinhorcht.

19. 10., Metro, 23.30;
30. 10., Stadtkino, 13.00

Foto: Viennale

Ohnmacht: "El Bonaerense"

Ein junger Mann aus der argentinischen Provinz schließt sich der „Bonaerense“, der gefürchteten und korrupten Polizeitruppe von Buenos Aires an. Der gewaltvolle und gewaltige Film Pablo Traperos präsentiert sich weniger als Studie eines desolaten Systems denn als Untersuchung dessen, was für den Einzelnen vom Staate übrigblieb: Wut, Ohnmacht.

27. 10., Künstlerhaus, 23.30;
28. 10., Gartenbau, 18.

Foto: Viennale

Schuld: "La cage"

Eine junge Frau (Caroline Ducey) wird aus dem Gefängnis entlassen und bricht auf, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Alain Raousts Debüt erzählt in langen Einstellungen, die immer wieder das Gesicht seiner Heldin befragen, ein verhaltenes, konzentriertes Drama von Schuld und Erlösung.

23. 10., Gartenbau, 15.30;
28. 10., Künstlerhaus, 21.00

Foto: Viennale

Grenze: "De l’autre côté"

Die andere Seite, das bedeutet von Mexiko aus betrachtet: Amerika. Chantal Akermans Dokumentarfilm über das Schicksal jener Immigranten, die durch die letzten Lücken im Grenzstreifen ins Goldene Land strömen. Doch die Rancher aus Arizona haben beschlossen, die illegalen Grenzgänger zu jagen: Auf den, der erwischt wird, wartet eine Art Kriegsgefangenschaft.

24. 10., Gartenbau, 18.00;
27. 10., Künstlerhaus, 18.30

Foto: Viennale

Hase: "Donnie Darko"

Ein US-Kritiker-Lieblingsfilm, der sich irgendwo zwischen „Ghost World“ und „Happiness“ einreihen lässt: Donnie (Jake Gyllenhaal) durchlebt in den hässlichen 80er-Jahren seine Pubertät in den Suburbs wie im Halbschlaf - da erscheint ihm ein riesiger Hase und prophezeit ihm das Ende der Welt.

19. 10., Künstlerhaus, 11.00;
23. 10., Gartenbau, 23.00

Foto: Viennale

Abschied: "Les enfants de l’amour"

Die Kinder der Liebe, das sind jene, die nach der Scheidung ihrer Eltern den Sonntag bei den Vätern verbringen. Geoffrey Enthoven rückt in seinem Spielfilm jene Momente in den Vordergrund, mit denen drei gewöhnliche Kinder in einer gewöhnlichen belgischen Stadt jedes Wochenende konfrontiert sind: die kleinen Abschiede, die großen Versprechungen.

19. 10., Gartenbau, 13.00;
21. 10., Metro, 21.00

Foto: Viennale

Überlebensspiele in der Wüste: "Gerry"

Matt Damon und Casey Affleck finden aus dem "Death Valley" nicht mehr heraus - und Gus van Sant beobachtet in "Gerry", seinem wohl mutigsten Film, ihre Körper beim Verfall.

21. 10., Künstlerhaus, 21.00;
25. 10., Gartenbau, 23.00

Foto: Viennale

Roulette: "Intacto"

Das Glück ist eine Gabe und kein Geschenk. Im Gegenteil, das Glück kann einem anderen geraubt werden, es ist ein Pfand einiger weniger Auserwählter, die darum wetten, kämpfen und sich in Wäldern duellieren. Ein Thriller des Spaniers Juan Carlos Fresnadillo, längst mehr als ein Geheimtipp, mit Max von Sydow am russischen Roulette.

24. 10., Künstlerhaus, 18.30;
26. 10., Gartenbau, 01.00

Foto: Viennale

Wahrheit: "Itiraf"

Im Rahmen des Spezialprogramms für den türkischen Regisseur Zeki Demirkubuz: In „Itiraf/ Confession“ geht es einmal mehr in den Abgrund der menschlichen Seele, wenn ein vermeintlich betrogener Ehemann seiner Frau ein nächtliches Geständnis abzuringen trachtet. Was am Morgen zutage tritt, ist Einsamkeit.

22. 10., Metro, 23.30;
23. 10., Künstlerhaus, 18.30

Foto: Viennale

Tränen: "Kuqi de nüren"

Womit kann man sein Geld verdienen, wenn der Ehemann im Gefängnis landet, man sich eines kleinen Mädchens aus der Nachbarschaft annehmen und man mit diesem die Flucht in sein Heimatdorf antreten muss? Mit dem, wonach einem zumute ist: Eine junge Frau wird in „Kuqi de nüren/ Cry Woman“ von Liu Bingjian zur Klagefrau auf Begräbnissen.

23. 10., Gartenbau, 13.00;
28. 10., Künstlerhaus, 16.00

Foto: Viennale

Gelassenheit: "Last Ball"

Warten, was der Tag so mit sich bringt: Ein junger Mann verbringt nach seinem Highschool-Abschluss in einer Kleinstadt seine Zeit damit, in Bars herumzuhängen und über Leben und Frauen zu sinnieren. Das autobiografisch gefärbte Regiedebüt von Peter Callahan, das mancherorts in Stil und Lebensweisheit an Jarmusch erinnern mag.

22. 10., Metro, 11.00;
28. 10., Gartenbau, 23.00

Foto: Viennale

Verfolgung: "Marfa si banii"

Als eine Mischung zwischen Gangster- und Roadmovie kommt „Marfa si banii/ Stuff & Dough“ des rumänischen Regisseurs Cristi Puiu daher: Der junge Ovidiu muss in Zeiten des Postsozialismus für schnelles Geld eine schnelle Fahrt erledigen und eine heikle Fracht in Bukarest abliefern. Doch er wird verfolgt und eingeholt: von den Lebensbedingungen, einem roten Landrover und Puius Handkamera.

27. 10., Künstlerhaus, 13.30;
29. 10., Metro, 21.00

Foto: Viennale

Erfüllung: "Monrak Transistor"

Als Hochzeitsgeschenk überreicht der junge Pan seiner Braut ein Transistorradio - als Zeichen seiner immer währenden Liebe. Doch des Amateursängers zweite große Leidenschaft gilt der Musik, und die Verführung kommt in Form eines Plakates für einen Gesangswettbewerb daher. Ein thailändisches Märchen von Penek Ratanaruang über Versprechen, unerfüllte Träume und die Liebe sowieso.

19. 10., Gartenbau, 23.00;
21. 10., Künstlerhaus, 13.30

Foto: Viennale

Physisch: "Oasis"

Jong-du, gerade aus dem Gefängnis entlassen, begegnet einer an schweren spastischen Lähmungen leidenden jungen Frau und scheint als Einziger in der Lage, sie so „normal“ zu sehen, wie es ihrem Selbstverständnis entspricht. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, ganz unsentimental - und mit beeindruckendem Körpereinsatz von Hauptdarstellerin Moon So-ri - erzählt.

29. 10., Gartenbau, 18.00;
30. 10., Metro, 11.00

Foto: Viennale

Verderbnis: "Un oso rojo"

Israel Adrian Caetano, eines der Aushängeschilder des neuen argentinischen Films, widmet sich in „Un oso rojo/ A Red Bear“ einmal mehr dem, was sein Land aus seinen Menschen macht: Oso, der „Bär“, wird aus dem Gefängnis entlassen und besucht seine Frau und kleine Tochter in der Provinz. Doch was ihm fehlt, ist Geld, und die Liebe ist das Letzte, was hier noch etwas wert wäre.

29. 10., Gartenbau, 23.00;
30. 10., Stadtkino, 20.30

Foto: Viennale

Unterschiede: "Paradox Lake"

Das Spielfilmdebüt des polnischen Regisseurs Shemie Reut: Der junge New Yorker Matt bewirbt sich auf eine Annonce hin als Betreuer für ein Sommercamp für autistische Kinder - am Paradox Lake. Reut verbindet die Situation des jungen Mannes und jene autistischer Kinder zu einer Schilderung über das Zusammentreffen und Erleben unterschiedlicher Welten.

20. 10., Künstlerhaus, 21.00;
21. 10., Gartenbau, 15.30

Foto: Viennale

Einsam: "Ren xiao yao"

Das Leben dreier Jugendlicher, die im China der Geburtenkontrolle als Einzelkinder ihr Dasein weniger fristen denn abspulen. In seinem dritten Film entwirft Jia Zhangke gleichsam Porträt und Sittenbild einer Gesellschaft, die als zukünftige Wirtschaftsmacht gehandelt wird, deren Jugend aber in Kriminalität und Prostitution endet. Unknown Pleasures.

19. 10., Gartenbau, 15.30;
20. 10., Metro, 21.00

Foto: Viennale

Flucht: "Runaway"

Regisseurin Kim Longinotto und die Wissenschafterin Ziba Mir-Hosseini werfen ihren dokumentarischen Blick auf ein Teheraner Zentrum für Mädchen, die von zu Hause weggelaufen sind. Das Ergebnis ist weder eine nüchterne Bestandsaufnahme, noch lässt es - als persönliche Stellungnahme - (allzu) einfache Rückschlüsse auf die iranische Gesellschaft zu.

20. 10., Gartenbau, 15.30;
30. 10., Metro, 21.00

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"...am besten, Sie nehmen Urlaub"
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DER STANDARD, 8. 10. 2002

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Foto: Viennale