Bildungsministerin: Ziel kein österreichweiter Vergleich, sondern Evaluation für einzelne Schulen
Redaktion
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Wien - Die derzeit im Bildungsministerium entwickelten
Leistungsstandards für Hauptfächer sollen nicht für ein offizielles
österreichweites Schul-Ranking herangezogen werden. Dies stellte
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) gegenüber der APA klar. Bei
6.300 Schulen in Österreich wäre dies auch gar nicht möglich.
Vielmehr solle den Schulen mit der Definition der Standards ein
Instrument in die Hand gegeben werden, ihre eigenen Leistungen zu
evaluieren.
"Wir werden kein offizielles Ranking erstellen - das machen
ohnehin die Zeitungen wie 'News' oder 'Der Standard'", betonte
Gehrer. Vielmehr sollten die Schulen durch die Leistungsstandards
selbst sehen, ob sie die vorgegebenen Ziele erreichen. Für die Lehrer
bedeute das Feedback und eine Hilfestellung für den Unterricht. Die
Pädagogen müssten sich selbst fragen, ob sie die vorgebenen Ziele
erreicht haben, so Gehrer.
Es gehe nicht darum, einzelne Schulen hervorzuheben oder andere
abzuwerten, betonte die Bildungsministerin. Immerhin gebe es viele
Gründe für die Nichterreichung der Standards wie das Vorhandensein
vieler Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache in den Klassen.
Kritik übte Gehrer an "linken Lehrer-Gruppen", die keine
Leistungsstandards wollten. Diese hätten die Ausarbeitung derselben
bisher behindert.
Die geplanten Leistungstests im Detail
Gehrer bastelt bereits an Reformvorhaben für die Zeit nach der Wahl: Die Schulen sollten regelmäßigen Leistungstests unterzogen werden. Dieser "Qualitätsvergleich" könnte auch veröffentlicht werden, sagt sie im STANDARD-Gespräch. Daraus wäre etwa ersichtlich, wo Fremdsprachen besonders gut unterrichtet werden. Realisierbar ist dieses Vorhaben ab 2004/05 mit standardisierten Tests in den Hauptfächern, wie sie bereits für OECD-Vergleichsstudien herangezogen werden. Betroffen wären die "Schnittstellen", also die vierten Klassen von Volksschule, Hauptschule, AHS. Unterschiedliche Rahmenbedingungen müssten berücksichtigt werden. Die SPÖ warnt davor: Deren Bildungssprecher Dieter Antoni befürchtet, dass mit solchen Tests lediglich "schlechte Stimmung" an die Schulen gebracht würde.
Das Ministerium ist gerade dabei, Leistungsstandards in den Hauptfächern zu definieren. Vorgesehen wären die einheitlichen Tests - wie sie im Rahmen der OECD-Bildungsvergleiche bereits existieren - an den "Schnittstellen", also jeweils in den vierten Klassen Volksschule, Hauptschule und AHS. Sie könnten regelmäßig, also etwa alle vier Jahre, durchgeführt werden.
Zum Einwand gegen ein derartiges öffentliches Ranking - dass etwa Schulen mit hohem Ausländeranteil oder sozial schwierigeren Schichten unschuldig an den Pranger gestellt würden - meint die ÖVP-Politikerin im STANDARD-Gespräch: Derartige Rahmenbedingungen müsse man eben berücksichtigen. "Das braucht Fingerspitzengefühl." Über Sanktionen bei eventuellen schwachen Ergebnissen will sie "nicht gern nachdenken". Es solle jedenfalls ein "Ansporn sein, "etwas zu verbessern".
Psychologischer Test für 10-Jährige
Schon demnächst will Gehrer den Eltern von Volksschulkindern einen vorwiegend psychologischen Test anbieten, mit dem sie selbst den Entwicklungsstand ihres zehnjährigen Kindes überprüfen können. Die weitere Schulentscheidung obliege ja weiterhin den Eltern.
In der nächsten Legislaturperiode ist darüber hinaus eine "Neuverteilung des Lehrereinkommens" geplant. Das Modell sei "fertig", sagt Gehrer. Verhandeln müsse es aber die für Beamte zuständige Vizekanzlerin. In diesem Rahmen wird wohl auch die Frage der Pragmatisierung diskutiert werden. Hier will sich Gehrer aber auf nichts festlegen. Dies sei (noch) Sache Susanne Riess-Passers.
Von der SPÖ gebe es bereits Signale, dass sie das differenzierte österreichische Schulangebot in einen "Einheitsbrei" umwandeln wolle, kritisiert sie. Der SP-Wunsch nach Wechselmöglichkeiten und einem "modulartigen" Aufbau der Oberstufe erscheint ihr nicht verwirklichbar.
Antoni: Vergleich unmöglich
SPÖ-Schulsprecher Dieter Antoni scheint hingegen Gehrers Qualitätsvergleich schwer verwirklichbar: "Das würde nur schlechte Stimmung an die Schulen bringen, weil die Ausgangssituation komplett verschieden ist." Seine Frau etwa unterrichte an der Volksschule Velden, "dort gibt's ein Casino und fünf Banken", daher habe fast jeder Schüler einen Computer. Eine Bekannte der Familie unterrichte im Drautal an einer Schule mit nur einem einzigen Computer: "Und wie will man das vergleichen?"
Wenn, dann habe ein Vergleich nur Sinn, wenn man Schulen mit ähnlicher Schülerzahl, ähnlicher sozialer Herkunft der Schüler, ähnlichem Standort und gleichen Typs vergleiche, findet Antoni: "Sonst wird's gefährlich." (APA/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.10.2002, mon, eli)
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