Wirtschaft
USA: Hafenstreik kostet Milliarden
Verhandlungen nach vier Tagen ohne Ergebnis abgebrochen
Los Angeles - Die Streiks der Hafenarbeiter an der
Westküste werden zunehmend zu einer starken Belastung für die
Wirtschaft in den Vereinigten Staaten. Der Schaden dürfte sich ab
Dienstag etwa auf 2 Mrd. Dollar (2,04 Mrd. Euro) täglich erhöhen,
schätzte der Ökonom John Martin, Chef des
Wirtschaftsberatungs-Unternehmens Martin Associates, nachdem die
Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Reedern in der Nacht zum
Montag gescheitert waren. Insbesondere bei verderblicher Ware würden
die Streikschäden zunehmen. Rund 160 Frachtschiffe an der
Pazifikküste der USA können nicht be- oder entladen werden. Mehrere Produktionsstraßen in Autowerken im Westen des Landes
mussten bereits mangels Zulieferungen in den vergangenen Tagen
stillgelegt werden. Auch der Handel mit Agrarprodukten ist stark
beeinträchtigt. Weil nun auch Anlieferungen für das
Weihnachtsgeschäft gefährdet sind, haben mehrere Wirtschaftsverbände
die Regierung in Washington zum Eingreifen aufgefordert.
Verhandlungen gescheitert
Die Schlichtungsverhandlungen in San Francisco gingen nach vier
Tagen in der Nacht zum Montag ohne Ergebnis zu Ende, hieß es vom
pazifischen Reederverband PMA. Die Häfen blieben geschlossen, weil
sich die zuständige Gewerkschaft ILWU weigere, den am 1. Juli
ausgelaufenenen Tarifvertrag zu verlängern. Die Gewerkschaft will mit
dem Ausstand zwischen Seattle bis San Diego einen massiven Verlust
von Arbeitsplätzen im Gefolge einer weiterer Automatisierung bei der
Container-Verschiffung verhindern. Die Reedereien begannen am 29.
September mit der Aussperrung der Hafenarbeiter, denen sie
Bummelstreiks vorwarfen.
Durch die Häfen an der Westküste werden jährlich Waren für mehr
als 300 Mrd. Dollar geschleust. Das entspricht etwa sieben Prozent
der gesamten US-Wirtschaftsleistung. US-Präsident George W. Bush
weigerte sich bisher, per Gesetz eine 80-tägige Frist zu verhängen,
während der die Arbeiten weitergehen müssen und verhandelt wird. In
einem deutlichen Appell an beide Seiten forderte der Präsident am
Samstag die Streitparteien auf sich zu einigen. (APA)