Unternehmen
MLP unter Beschuss
Deutscher Finanzdienstleister nun auch wegen Kursmanipulationen im Visier der Wertpapieraufsicht
Bonn/Mannheim - Der deutsche Finanzdienstleister MLP
ist nun auch wegen des Verdachts auf Kursmanipulationen ins Visier
der deutschen Wertpapieraufsicht geraten. Die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) bestätigte am Montag einen
entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". "Im
Raum stehen auch Kurs- und Marktmanipulationen", sagte eine
BAFin-Sprecherin. Die Behörde habe den Verdacht schon vor der abermaligen
Durchsuchung von MLP-Geschäftsräumen in der vergangenen Woche gehegt
und bei der Razzia das Augenmerk auch darauf gelegt. Gegen wen sich
der Verdacht richte, wollte die Sprecherin nicht sagen. Die möglichen
Kursmanipulationen stünden aber nicht unbedingt im Zusammenhang der
Gewinnwarnung vom 2. August. In Österreich hat sich MLP wie berichtet im Sommer vom 50
Prozent-Anteil an der MLP Lebensversicherung Österreich, einem Anbieter fondsgebundener
Lebensversicherungen, getrennt und diese Beteiligung um 90 Mill. Euro
an die österreichische UNIQA-Versicherung verkauft, der die MLP Leben
damit zur Gänze gehört.
Die Bundesanstalt und die Staatsanwaltschaft Mannheim ermitteln
in Sachen MLP schon wegen angeblichen Insiderhandels in zwei Fällen:
Zum einen geht es rund um die drastische Korrektur der Prognosen
Anfang August, zum anderen im Zusammenhang mit der zwei Jahre
zurückliegenden Ankündigung der Umwandlung der Vorzüge in
Stammaktien.
Fingierte Lebensversicherung
Der gegen MLP ermittelnde Mannheimer Staatsanwalt Hubert Jobski
wollte sich am Montag nicht zu den Vorwürfen äußern, die Grundlage
der erneuten Durchsuchung bei MLP waren. Das Magazin "Focus"
berichtet in seiner neuesten Ausgabe unter Berufung auf Justizkreise,
MLP-Aufsichtsratschef Manfred Lautenschläger habe 2001 eine fingierte
Lebensversicherung über eine Milliarde Euro abgeschlossen, um dem
Gewinn des Versicherungsvermittlers durch die fällige Provision von
60 Millionen Euro auf die Sprünge zu helfen. "Ich kann nicht sagen,
in welche Richtung wir ermitteln", sagte Jobski. MLP wies die Darstellung des Magazins scharf zurück und hält den
vor vier Wochen fristlos entlassenen Vorstand Dorian Simon für den
Urheber der Meldungen.
Aktie bricht ein
Die MLP-Aktie gab im frühen Handel um 19 Prozent auf 5,62 Euro
nach, etwas später lag sie mit 6,10 Euro noch um 11,8 Prozent unter
dem Freitagsschluss. MLP droht mittlerweile der Abstieg aus dem DAX,
weil die Marktkapitalisierung des Unternehmens stark gesunken ist. (APA/Reuters)