Unternehmen
Auf der Suche nach 73 Millionen Euro
Spektakulärer Untreue-Prozess um "Contrin"-Gruppe fortgesetzt
Wien - Man schrieb das Jahr 1999, da begann im Wiener
Straflandesgericht ein Untreue-Prozess, der die bis dahin da
gewesenen Fälle von Wirtschaftskriminalität weit hinter sich ließ.
Die Manager des 1996 in Konkurs gegangenen "Contrin"-Firmengeflechts
sollen nämlich letztlich für einen Schaden verantwortlich sein, der
jenseits der 70-Mill.-Euro-Grenze liegt. Nach fast dreijähriger Pause
wurde am Montag das Verfahren gegen den "Contrin"-Gründer
Stefan Mirkovich-Palatin (49), den früheren Geschäftsführer Johann
Schmid (53) und einen der prominentesten Wiener Wirtschaftsanwälte
fortgesetzt. Der 58-jährige Jurist war bei "Contrin" als
Rechtsberater tätig.Verlustbeteiligungsmodell
Das weit verzweigte Firmengeflecht, das sich aus 20 miteinander
verflochtenen Gesellschaften zusammen setzte, handelte vor allem mit
Eisenbahn-, Flugzeugs- und Schiffscontainern. Dabei wurden
finanzkräftigen Anlegern rentable Leasingverträge und ein Steuer
schonendes Verlustbeteiligungsmodell angeboten, das Renditen jenseits
von 14 Prozent versprach.
In Wahrheit aber - so zumindest die Vermutung der
Staatsanwaltschaft Wien - dürften die lukrierten Beträge in andere
Kanäle geflossen sein. Statt Container anzukaufen sollen die Gelder
"verschoben", d.h. entgegen getroffener Vereinbarungen für Darlehen
oder andere Beteiligungen verwendet worden sein. Man habe nur
"Phantomcontainer" verkauft, mutmaßt Staatsanwalt Gernot Orasche.
Millionen investiert
Die investierten Summen konnten sich jedenfalls sehen lassen:
4.500 Anleger machten insgesamt knapp 73 Mill. Euro locker. Immerhin
konnte man beim Finanzamt einträgliche, da Steuer sparende
Verlustabschreibungen geltend machen. Die Gelder dürften sich auch in
die privaten Taschen der Manager ergossen haben: Laut Anklage
landeten allein im Jahr 1994 2,5 Mill. Euro auf dem Bankkonto von
Mirkovich-Palatins Ehefrau.
Am Montag wurden in einem stundenlangen Prozedere die Protokolle der
Angeklagten verlesen, die bei ihren gerichtlichen Einvernahmen im
Herbst 1999 zu Stande gekommen waren. Danach bot ihnen der Senat
Gelegenheit zu ergänzenden Stellungnahmen bzw. konfrontierte sie mit
einigen wenigen weiteren Fragen.
Bis zu zehn Jahre Haft
Die drei von den Strafverteidigern Herbert Eichenseder, Manfred
Ainedter und Peter Philipp prominent vertretenen Angeklagten bekannten sich - wie bisher - nicht schuldig. Im Fall von
Schuldsprüchen drohen ihnen jeweils bis zu zehn Jahre Haft. Die Verhandlung ist vorerst bis Ende des Monats anberaumt. Ob es
dann Urteile geben wird, ist fraglich. (APA)