Klestil: Geschätzter Prinz war auch in Österreich vor allem durch sein
Engagement in der Entwicklungshilfe bekannt
Redaktion
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Den Haag - Die Niederlande trauern um den Prinzgemahl
von Königin Beatrix, Prinz Claus. Als Folge der Parkinsonschen
Krankheit war der 76 Jahre alte ehemalige deutsche Diplomat am
Sonntagabend in einem Krankenhaus an einer Lungenentzündung
gestorben. Alle niederländischen Medien zollten dem Toten in Seiten
langen Nachrufen und Kommentaren höchste Anerkennung für seine
Haltung an der Seite der Königin, deren wichtigster Berater er war.
Seine schweren Erkrankungen habe er über 20 Jahre vorbildlich
ertragen.
Königin Beatrix und die Prinzen Willem-Alexander, Johan Friso und
Constantijn sowie die Schwiegertöchter Maxima und Laurentien waren am
Sterbebett des Prinzgemahls. Prinz Claus hatte 1966 trotz Protesten
wegen seiner deutschen Herkunft die damalige Kronprinzessin Beatrix
geheiratet. Ursprünglich stammte er aus Dötzingen bei Hitzacker in
Niedersachsen.
"Preis der Monarchie gezahlt"
"Prinz Claus, ein großer Mensch", schrieb das "Algemeen Dagblad"
am Montag über einem ganzseitigen Foto des Prinzen. "Diese Perle in
der niederländischen Krone verdient es, dass sie mit großer
Wertschätzung und viel Respekt in Erinnerung gehalten wird", so das
Blatt. "Er akzeptierte in praktischem Sinn seine untergeordnete
Rolle, aber hat voll begriffen, dass die Bewahrung der Monarchie von
ihm einen unverhältnismäßig hohen Preis verlangte."
Auf einer Titelseite mit Trauerrand zeigte "De Telegraaf" den
Prinzen mit einem Foto aus seiner aktiven Phase Mitte der neunziger
Jahre. "Er war die wichtigste Stütze des Staatsoberhaupts, und er war
ein Paradebeispiel dafür, wie ein intensives und gutes Familienleben
mit einer arbeitsreichen Existenz unter großer Anteilnahme der
Bevölkerung zu vereinbaren ist", kommentierte das Blatt.
Windzerzauster Golfspieler
Als windzerzausten Golfspieler im Jahr 1977 will "de Volkskrant"
den Prinzen in Erinnerung bewahren. "Claus war ein Intellektueller
und Analytiker. Er hatte ein stark von Moral geprägtes Engagement zur
Welt. Diese farbenreiche Persönlichkeit war zur Farblosigkeit
verurteilt, wie er es selbst formulierte", schilderte das Blatt den
Mann im Schatten des Throns, dem das Protokoll die Erfüllung
bedeutender Aufgaben seiner Eignung verbot.
Die Regierung hat Halbmastbeflaggung auf allen öffentlichen
Gebäuden angeordnet. Staatstrauer gibt es in den Niederlande nicht.
Nach Angaben des Hofs bleibt die Leiche des Prinzen nach ihrer
Überführung aus dem Amsterdamer Universitätskrankenhaus zunächst
einige Tage im Königsschloss Huis ten Bosch. Gegen Ende der Woche
soll sie am Amtssitz der Monarchin, Schloss Noordeinde in Den Haag,
aufgebahrt werden. Dort soll die Bevölkerung Abschied von dem Prinzen
nehmen können. Viele Blumengrüße aus der Bevölkerung sowie brennende
Kerzen zeigten vor dem Königspalast, wie beliebt der Tote war.
Der Termin der Beisetzung ist offiziell noch nicht genannt worden.
Es wird in den Den Haag jedoch damit gerechnet, dass der Prinz zehn
Tage nach seinem Tod, am 16. Oktober, in der Fürstengruft der Neuen
Kirche (Nieuwe Kerk) in Delft zur letzten Ruhe gebettet wird. In der
Gruft sind seit 1584 bereits 43 Mitglieder der Königsfamilie begraben
worden, zuletzt im Jahre 1962 Königin Wilhelmina, die Großmutter von
Königin Beatrix.
Der Bundespräsident kondoliert
Bundespräsident Thomas Klestil hat Königin Beatrix
der Niederlande zum Ableben ihres Mannes die Anteilnahme
des österreichischen Volkes und sein tief empfundenes Beileid - auch
im Namen seiner Frau - zum Ausdruck gebracht. Das teilte die
Präsidentschaftskanzlei am Montag mit.
"Der durch seine zahlreichen Aufenthalte in unserem Land hoch
geschätzte Prinz war auch in Österreich vor allem durch sein
Engagement in der Entwicklungshilfe bekannt", hieß es in einer
Aussendung. Klestil erinnerte überdies an das Zusammentreffen mit
Prinz Claus im Rahmen seines Besuches in Den Haag und des Besuches
der niederländischen Königin in Wien. (APA/dpa)
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