Das war am Sonntagvormittag wieder einmal zu sehen. Andreas Khol (ÖVP) war kaum zu bremsen. Doch plötzlich brummte es im Hintergrund: Eine Klimaanlage, meinte Khol. Ein Staubsauger, ärgerte sich ORF-Mann Hans Bürger. Wer immer, wie sich später herausstellte, mit einer Fräsmaschine unterwegs war, ihm gelang es, die als Antwort getarnte Wahlrede zu unterbrechen.Eine ähnliche Störung wünschte man sich öfter im Fernsehprogramm. Natürlich soll keine Anarchie herrschen in den TV-Sendungen. Aber ab und zu einen Zwischenfall zuzulassen, würde den menschlichen Faktor erhöhen. Das mögen die Zuschauer. Aber das Fernsehen des Jahres 2002 ist bis ins letzte Detail geplant und macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Selbst wenn Moderatoren ankündigen, dass es knapp werden könnte, gelingt immer alles: So wie das doch noch stattgefunden habende Interview mit dem geschassten Austria-Trainer Walter Schachner in der Sendung Fußball doch noch überspielt wurde. Zufall? Glück? Nein, gekonntes Timing, um Zuschauer bis zum Programmende vor der Fernsehkiste festzunageln. Der Verdacht liegt nahe, dass beim TV selbst Chaos organisiert ist. Wie sollte es auch anders dieses Massenpublikum erreichen, das es derzeit hat, und wofür es wöchentlich von TV-Postillen gefeiert wird? Wir schauen nur zu, wenn Professionalität bis zur letzten Sekunde geboten wird. Nur kann die mitunter eben sehr glatt wirken. (pi/DER STANDARD; Printausgabe, 7.10.2002)