Tokio - Japan will nach einem Zeitungsbericht seine Bemühungen im Kampf gegen die Deflation in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft intensivieren und das ursprünglich für das Monatsende erwartete Maßnahmenpaket bereits am 17. Oktober vorlegen. Die Zeitung Ashai Shimbun berichtete am Wochenende, Ministerpräsident Junichiro Koizumi habe Finanzdienstleistungs- und Wirtschaftsminister Heizo Takenaka angewiesen, ein Interimspaket mit Antideflationsmaßnahmen bis zum genannten Zeitpunkt zu erarbeiten, einen Tag vor Beginn einer außerordentlichen Sitzung des Parlaments. "Ich möchte sofort einen Aktionsplan erstellt haben", zitiert die Zeitung Koizumis Anweisung an Takenaka. Das Paket könnte der Meldung zufolge Maßnahmen wie den Einsatz öffentlicher Mittel zur Beschleunigung des Abbaus der faulen Kredite japanischer Banken zusammen mit Schritten zur Unterstützung kleiner und mittlerer Betriebe umfassen. Vertreter der japanischen Regierung waren bis Redaktionsschluss nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Faule Kredite Bereits am Donnerstag hatten japanische Medien berichtet, die Tokioter Regierung wolle die Staatshaftung für Bankeinlagen bis zu zwei Jahre später als geplant begrenzen. Sie könnte damit die Wirkung harter Reformen abfedern und den angeschlagenen Finanzsektor stabilisieren. Es werde erwartet, dass die Regierung mit ihren Reformen jetzt Ernst machen und die Banken endlich zwingen kann, ihre faulen Kredite abzuschreiben. Nach amtlichen Angaben lasten auf den Banken faule Kredite über 424 Milliarden Dollar - Experten schätzen die Dunkelziffer sogar auf das Dreifache. Analysten beschrieben eine Verlängerung der Staatsgarantien mit "Zuckerbrot und Peitsche", weil es den Banken eine Gnadenfrist verschaffe. Die Börse in Tokio erreichte in der Vorwoche die tiefsten Stände seit fast zwanzig Jahren. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe 7.10.2002)