Prag/Wien - In einem Interview in der Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" erklärt Jiri Grusa, der Botschafter der Tschechischen Republik in Österreich, er erwarte von tschechischer Seite eine Stellungnahme zu den "tragischen historischen Ereignissen" im Zusammenhang mit den Benes-Dekreten erst nach den Nationalratswahlen in Österreich.Eine Stellungnahme sei jedenfalls "erforderlich". "Wir reden bereits miteinander, aber wir wissen nicht, welchen Partner es nach den Wahlen in Österreich geben wird", wird Grusa in einer Aussendung des Magazins vom Sonntag zitiert. Das Gutachten des deutschen Juristen Jochen Frowein für das EU-Parlament habe gezeigt, dass damit "kein rechtliches, sondern ein moralisches Problem verbunden ist". Ein Veto gegen den EU-Beitritt Tschechiens fürchtet Grusa nicht. "Die Österreicher haben gut verstanden, dass ihnen mit Tschechien als Mitglied in der EU kein Schaden zugefügt werden wird. Und wir Tschechen sind auch keine Schlaufüchse, die sich in dieser Frage irgendwie herausmogeln wollen." Österreicher und Tschechen werden in der EU gute Nachbarn sein. "Da bin ich mir ganz sicher", so Grusa. Ähnlich hatte sich Grusa am Donnerstagabend in der "Zeit im Bild 2" des ORF-Fernsehens geäußert. Geht es nach einer im Auftrag vom Linzer Meinungsforschungsinstitut market durchgeführten "profil"-Umfrage, so ist die Einstellung der Österreicher zum EU-Beitritt Tschechiens hingegen eher skeptisch. Demnach sprechen sich 59 Prozent dafür aus, dass die tschechische Republik nur nach einer Aufhebung der umstritttenen Benes-Dekrete in die EU aufgenommen werden solle. 31 Prozent der Befragten sind der Meinung, Tschechien solle trotz der Benes-Dekrete der EU beitreten dürfen. 10 Prozent machten keine Angabe. (APA)