Erbil - Das Kurdenparlament in Nordirak hat auf seiner ersten Sitzung seit sechs Jahren das Friedensabkommen zwischen den beiden verfeindeten Kurdenfraktionen gebilligt. Laut Nachrichtenagentur AFP stimmten die 105 Abgeordneten dem Abkommen am Freitag in Erbil einstimmig zu. Zur Eröffnung der ersten Sitzung wurde eine Botschaft von US-Außenminister Colin Powell verlesen, in der er die Aussöhnung zwischen den beiden Gruppen begrüßte. Ein Sprecher der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) sagte am Freitag, dass bei der Sitzung die Schaffung eines unabhängigen Staates nicht beabsichtigt sei. Die Chefs der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der PUK hatten die Friedens-Vereinbarung 1998 in Washington getroffen. Die Rivalitäten zwischen den beiden Anführern Massud Barsani und Jalal Talabani gingen aber trotzdem weiter. Erst Ende September hatten Barsani und Talabani sich ausgesöhnt und damit den Weg für die Wiedereinsetzung des Kurdenparlaments freigemacht. Der kurdischen Vertretung gehören 51 DPK- und 49 PUK-Abgeordnete sowie fünf Vertreter der christlich-assyrischen Fraktion an. Keine Unabhängigen Staaten geplant Ein Sprecher der PUK in Ankara bekräftigte am Freitag in einem Interview des türkischen Nachrichtensenders NTV, dass "keinesfalls" die Schaffung eines unabhängigen Staates beabsichtigt sei. Die Zusammenkunft des Parlaments, in das künftig auch Vertreter der turkmenischen Minderheit im Irak aufgenommen werden sollen, diene vorrangig der Verbesserung der Beziehungen unter den irakischen Kurden. Die Türkei verfolgt die Vorgänge im Nordirak mit Blick auf eine mögliche Militäraktion der USA gegen Bagdad mit größtem Argwohn. Ankara hat mehrfach davor gewarnt, dass es die Entstehung eines Kurdenstaates an seiner Südostgrenze nicht hinnehmen werde, und sich als Fürsprecher der Turkmenen im Irak aufgeschwungen. Die USA sehen in der kurdischen Opposition einen wichtigen Verbündeten gegen das Regime in Bagdad. Anfang August hatte die US-Regierung führende Vertreter mehrerer irakischer Oppositionsgruppen zu einer Konferenz in die USA eingeladen, um die miteinander rivalisierenden Gruppen auf ein koordiniertes Vorgehen einzuschwören. (APA/AFP/dpa)