Wien - "Man kann nicht immer nur von der Seite her
Ratschläge geben", so begründete Wolfgang Petritsch im APA-Interview
seinen Wechsel in die Politik. Er ist Wiener SPÖ-Spitzenkandidat für
die kommenden Nationalratswahlen. Der am 26. August 1947 in
Klagenfurt geborene Diplomat hat sich zuletzt als
EU-Sonderbeauftragter im Kosovo sowie als "Hoher Repräsentant" für
den Wiederaufbau in Bosnien-Herzegowina einen Namen gemacht. Derzeit
ist Petritsch österreichischer Botschafter bei den internationalen
Organisationen in Genf. Von diesem Posten lässt er sich für den
Wahlkampf karenzieren.
Bei seinem Einsatz am Balkan gewann Petritsch rasch den Ruf eines
zähen und ruhigen Verhandlers. Vor allem das Schicksal der
Zivilbevölkerung lag ihm, wie er stets betonte, am Herzen. Petritsch
gilt als Kenner der Region, er amtierte bereits seit 1997 als
österreichischer Botschafter in Belgrad. Diesen Posten legte er
jedoch bei seiner Ernennung zum Bosnien-Repräsentanten zurück.
In Österreich war er bereits einmal für ein politisches Amt im
Gespräch. Als Bundeskanzler Viktor Klima auf der Suche nach einem
Zugpferd für die Europawahlen im Jahr 1999 war, kam der Diplomat sehr
bald in die engere Auswahl. Doch Petritsch erteilte der SPÖ eine
Absage.
Wolfgang Petritsch ist zweisprachig (deutsch/slowenisch)
aufgewachsen, studierte Geschichte an der Universität Wien und
promovierte 1972 am Institut für osteuropäische Geschichte zum Doktor
der Philosophie. Von 1975 bis 1977 arbeitete er im Bundespressedienst
des Bundeskanzleramtes, anschließend war er bis 1983 Sekretär und
Pressesprecher des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (S).
1983 bis 1984 arbeitete Petritsch als Botschaftsrat an der
Österreichischen Vertretung bei der OECD in Paris und wechselte dann
ins Außenministerium. Bis 1992 war er Leiter des österreichischen
Presse- und Informationsdienstes New York. Von 1992 bis 1995 war er
zwecks Vorbereitung des EU-Referendums dem Bundeskanzleramt
dienstzugeteilt.
1995 bis 1997 war er bei der Magistratsdirektion für
Internationale Beziehungen der Stadt Wien zuständig. Aus diesem Grund
konnte er bei seiner Präsentation als SP-Kandidat auch versichern:
"Für mich ist es eine Rückkehr nach Wien." (APA)