Irak
Russland bekräftigt Ablehnung einer neuen Irak-Resolution
Türkei setzt Truppen in Kurdengebieten in erhöhte Einsatzbereitschaft - Zusammenhang mit möglichem US-Angriff nicht ausgeschlossen
Moskau/Ankara - Russland lehnt nach den Worten
des stellvertretenden Außenministers Juri Fedotow weiterhin eine neue
UNO-Resolution zur Frage der Waffeninspektionen im Irak ab. "Die
bestehenden Resolutionen des Sicherheitsrats zur Irak-Frage sind
genug, es besteht kein Bedarf, weiter reichende Resolutionen zu
entwerfen", sagte Fedotow am Freitag der Nachrichtenagentur
ITAR-TASS. Die Türkei trifft nach Medienberichten bereits
Vorkehrungen, die mit einem US-Angriff auf den Irak im Zusammenhang
stehen könnten. Bulgarien bot seine Unterstützung im Falle eines von
der UNO genehmigten Angriffs auf den Irak an.Moskau arbeitet angeblich an eigenem Resolutionsentwurf
Mit der Ablehnung einer neuen UN-Resolution steht Russland im
Gegensatz zu den USA und Großbritannien, die auf einen verschärften
Text mit der Androhung von Gewalt gegen den Irak dringen. Russland
könnte als ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrats eine solche
Resolution mit einem Veto blockieren. Moskau gilt seit den Zeiten der
Sowjetunion als Verbündeter der Regierung von Saddam Hussein im Irak.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat
am Freitag eine schnellstmögliche Rückkehr der UNO-Waffeninspektoren
in den Irak gefordert. Es sei dringend erforderlich sicher zu
stellen, dass der Irak frei von Massenvernichtungswaffen sei, teilte
Putin in Moskau mit. Dazu müsse der Irak die entsprechenden
Resolutionen der Vereinten Nationen (UNO) umsetzen.
Bulgarien will möglichen Angriff logistisch unterstützen
Bulgarien will einen möglichen Angriff auf den Irak logistisch
unterstützen, sofern die Vereinten Nationen einem solchen
Militärschlag zuvor zugestimmt haben. Der bulgarische
Verteidigungsminister Nikolai Swinarow sagte am Freitag, sein Land
werde seinen Luftraum sowie den Flughafen Sarafowo zur Verfügung
stellen, der rund 400 Kilometer östlich von Sofia liegt. Während des
Krieges in Afghanistan waren amerikanische Tankflugzeuge am Flughafen
von Sarafowo stationiert.
Teile der türkischen Streitkräfte in erhöhter Alarmbereitschaft
Die türkische Armee hat einem Zeitungsbericht zufolge Teile ihrer
Streitkräfte in der Nähe der Grenze zum Irak in erhöhte
Einsatzbereitschaft versetzt. Die für die Grenzregion zuständige 2.
Armee habe vom Generalstab in Ankara den Befehl erhalten, die
Kampfbereitschaft ihrer Einheiten zu überprüfen, berichtete die
Zeitung "Hürriyet" am Freitag. Der Befehl hängt möglicherweise mit
der für Freitag geplanten Zusammenkunft des Parlamentes der Kurden in
Nordirak zusammen. Die türkische Regierung hatte in den vergangenen
Tagen erklärt, sie werde notfalls mit militärischen Mitteln
eingreifen, wenn die nordirakischen Kurden die staatliche
Unabhängigkeit anstreben sollten.
Türkei will Grenze zum Irak bei möglichem Angriff schließen
"Hürriyet" berichtete weiter, die Türkei wolle im Fall eines
US-Angriffs auf den Irak seine Grenze schließen und mögliche
Flüchtlinge aus dem Irak auf irakischem Territorium in Lagern
unterbringen. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond rechne zu Beginn
einer Militäraktion mit 80.000 Flüchtlingen. Sollten die Kämpfe
länger andauern, könne die Zahl der Flüchtlinge auf bis zu 500.000
steigen.
Nach israelischen Presseberichten haben die USA mit Vorbereitungen
zur Zerstörung irakischer Startrampen für Scud-Raketen begonnen. Mit
Hilfe dieser Rampen könnte die Regierung in Bagdad die Raketen
russischer Bauart im Kriegsfall auf Israel abfeuern. Wie die
Tageszeitungen "Maariv" und "Yediot Ahronot" am Freitag berichteten,
planen die US-Truppen gleich zu Beginn eines möglichen Militärschlags
auf den Irak einen massiven Angriff mit Bodentruppen im Westen des
Irak, um so einen Raketenangriff auf Israel zu verhindern.
Bagdad hatte während des Golfkriegs Anfang 1991 insgesamt 41 Scud-
Raketen auf Israel abgeschossen, von denen 39 in Israel landeten.
Dabei war ein Israeli getötet worden. Israel hat mit
Vergeltungsangriffen auf den Irak gedroht, falls Saddam Hussein nach
einem Angriff der USA mit Raketen oder Langstreckenbombern angreifen
sollte.
Israel rechnet nicht mit baldigem Angriff
Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer erklärte in
dieser Woche, er rechne nicht unbedingt mit einem irakischen Angriff.
Auch der frühere Ministerpräsident Ehud Barak, Ex-Generalstabschef
der israelischen Streitkräfte, vertrat die Ansicht, dass die
Angriffsmöglichkeiten des Irak mit etwa 14 Startrampen relativ gering
seien.(APA/AP/dpa)