"Glamourous" von Ralph Lauren

"Sensi" von Giorgio Armani

"Addict" von Dior

Gucci Eau de Parfum

"Sensational" von Jil Sander

Die Zeit der großen Düfte ist angebrochen, nun darf es wieder einmal so richtig üppig sein. Die Phase der Düftchen und klinischen Unisex-Produkte scheint gottlob überstanden, die Parfümindustrie traut sich wieder, auf Intensität und Emotionen zu setzen. Ein erstes Signal in diese erfreuliche Richtung machte das italienische Modelabel Costume National bereits zu Beginn des Jahres mit seinem "Scent": Amber, warme Holznoten, Hibiskus- und Jasminblüten, vereint zu einem anregenden Cocktail mit stark sinnlichen Untertönen. "Scent" gibt es jetzt für die kältere Jahreszeit in einer noch intensiveren Variante, verpackt in einem vom Designer Ennio Capasa entworfene Flakon in seidigem Schwarz.

Auf die Macht der Gefühle setzt auch ein weiterer Designstar aus dem sonnigen Süden. Giorgio Armani, der Meister des schönen Understatement, hat mit "Sensi" (deutsch: "die Sinne") ein Parfüm entworfen, das nach seinem Bekunden "aus tiefstem Herzen kommt" und Harmonie und Fülle symbolisieren soll. In dem Flakon, der einem Blatt nachempfunden ist, lagert ein blumiger, holziger, orientalischer Duft, eine Reminiszenz an Armanis Vorliebe für den Orient. Ingredienzen sind unter anderem Limette und Akazienblüten, Jasmin, Palisander und Vanille.

Einen fulminanten Auftritt legt Dior mit "Addict" hin: minimaler Flakon in Tiefblau, umhüllt von einer auffallend spiegelnden Verpackung, und der Duft verspricht - natürlich - Emotion, diesmal aber von der laut Pressetext "egoistischen und metaphysischen" Sorte. Auf jeden Fall ist "Addict" eine recht anziehende und raffinierte Mixtur, die gut zu provokanten, selbstbewussten Frauen passen dürfte. In der Kopfnote duftet frisch Mandarinenblatt und Seidenbaumblüte, die Herznote geht mit der Königin der Nacht ins Vanillige, dazu kommt Rose, Jasmin und die warme Orangenblüte, einen satten Abgang garantiert Bourbon-Vanille, Sandelholz und die Tonkabohne.

Ganz und gar nicht bescheiden gibt sich auch Ralph Laurens neueste Kreation namens "Glamourous", der Penelope Cruz ihr Gesicht leiht. Glamour, so Ralph Lauren, kann man nicht erklären, sondern "es ist vielmehr ein Gefühl, eine Ausstrahlung". Etwas Zeitloses und Modernes zugleich, das gewisse Etwas, was zuweilen auch als Charisma umschrieben wird - und das alles in einem Flakon . . . Für derartige Frauen also komponierte man im Hause Lauren einen extravaganten, floralen Cocktail aus der Perlmuttblume, Calla, Frangipani, Casablanca-Lilie, Ingwerblüte und wilder Tuberose sowie exotischen Hölzern und Moschus. Dazu passt ein simpler und doch eleganter Flakon mit Goldkappe.

Von Gucci, dem Großmeister der großen Geste, kommt in diesem Herbst ein standesgemäßer Wurf. "Gucci Eau de Parfum" will ein moderner Klassiker sien, weiblich, elegant, schick - und "von tiefer Sinnlichkeit geprägt". Das Parfüm spielt mit Kontrasten, die Komposition der Ingredienzen garantiert die Entwicklungsfähigkeit des Duftes: im Herzen blumig, mit Heliotrop und Orangenblüte, mit androgynen Gegentönen wie Kümmel und Thymian und einer guten Substanz aus Moschusnoten. Sehr edel der Flakon aus ganz dickem, transparentem Glas, skulptural, schwer und geometrisch, gefüllt mit dem Parfüm in der Farbnote Cognac.

Gleich eine komplette Produktrange bringt Van Cleef & Arpels für "Murmure" auf den Markt. Der neue Duft ist gemäß der Philosophie des Hauses - Raffinement und Natürlichkeit - eher von der leiseren Sorte. Der Flakon erinnert an eine langstielige Blume und enthält viel Blumiges von Freesie, Iris, Jasmin, Orangen- und Kassienblüte, dazu kommt Vanilletee, Zeder und Palisanderholz. Zu dem Duft, der perfekt in die Kategorie "zeitlos" passt, gibt es auch eine parfümierte Körperlotion und ein Duschgel.

Der italienische Modedesigner Robert Cavalli ist seit 30 Jahren im Dienst und hat sich im reifen Alter von 60 jetzt doch noch einen eigenen Duft vergönnt, der klarerweise "Roberto Cavalli" heißt. Seine kleidungsmäßige Antihaltung zum Minimalismus praktiziert er auch beim Parfüm, das eine starke Tendenz zum Himbeerkracherl zeigt. Gehüllt ist die süße Sache in einen Karton mit Schlangenprint, schließlich soll ja eine Boa Constrictor zum Inventar des Hauses Cavalli gehören. . .

Was die Modedesigner können, können auch wir Schreibgerätehersteller, dachte sich Montblanc, und erfand "Presence d' une femme": blumig-orientalische Duftfamilie, Ananasblätter, Mandarinen, Pfeffer, gepaart mit einem floralen Bouquet (Veilchen, Orchideen), all das in einem schön gerundeten Flakon.

Noch was von der Modedesigner-Front aus Italien: Der sympathische Milan Vukmirovic hat vor ein paar Saisonen das schwierige Erbe von Jil Sander angetreten, jetzt lanciert sein Modelabel eine Eau-de-Parfum-Version von "Sensations", die, so wird versichert, von "unglaublicher Intensität" ist. Eine sinnliche Mischung von Edelhölzern und orientalischem Moschus, kombiniert mit milden Nuancen von Milch, Getreide und Nesselblume - eine leidenschaftliche und doch elegante Angelegenheit.

Eine weitere Neuinterpretation eines bereits lancierten Duftes liefert Chanel. "Coco Mademoiselle" aus dem Vorjahr gibt es jetzt auch als Eau de Toilette: Die Frische ist intensiver und spritziger, die Basisnote sanfter und lieblicher, der Duft insgesamt leichter. Zutaten sind unter anderem sizilianische Orange und Grapefruit, Bergamotte aus Kalabrien, Litschi, Rosenknospe und Patschuli. (mw/Der Standard/rondo/04/10/02)