Österreichs Uni-Spitze mangelt es weiterhin an Frauen: Fünf bis neun Prozent Professorinnen sind es derzeit. Die bislang einzige Dekanin, Marianne Popp von der NAWI-Fakultät Uni Wien, ist mit 30. September 2002 zurückgetreten. Ihr folgt ein Mann nach - mit der Pharmazeutin Brigitte Kopp soll es aber immerhin eine Studiendekanin geben. Unter den Rektoren findet sich nach wie vor keine Frau. Und obwohl der Anteil an habilitierten Frauen von 1995 bis 1999 von 11,7 Prozent auf 14,2 Prozent gestiegen ist und weiter zunimmt, hat sich das nicht auf die Professuren niedergeschlagen - diese sind größtenteils unkündbare, mit Männern besetzte, Stellen. "Oder sie werden nicht nachbesetzt, weshalb Frauen hier keine Möglichkeit haben, sich zu verbessern", ergänzt Eva Flicker, Soziologin, Uni-Assistentin und Mitglied im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen der Uni Wien.

Im Mittelbau sehe es für Frauen derzeit ebenfalls bedenklich aus, sagt Doris Arztmann vom Frauenreferat der Bundes-ÖH, denn: "Im Zuge der neuen Studienpläne und Reformen werden hier viele Lektorinnen eingespart." Was sich sowohl auf die Lehre, wie auch auf die Frauen- und Geschlechterforschung negativ auswirke: "Viele von ihnen halten nämlich auch Lehrveranstaltungen für Gender Studies ab - diese Angebote sind im Vergleich zum letzten Studienjahr bereits stark zurückgegangen."

Qualitätssicherung

Um die Situation von Wissenschafterinnen zu verbessern, bräuchte es vor allem zwei Dinge, sagt Eva Flicker: "Bessere gesetzliche Rahmenbedingungen und stärkere Bewusstseinsarbeit." Die Chancengleichheit zu erhöhen, sei außerdem ein wesentlicher Ansatz zur Qualitätssicherung, da mit der Ungleichheit auch wertvolle Ressourcen von Frauen verloren gingen.

Die Nase vorn haben die Frauen allerdings bei den Studierenden: Laut jüngsten Statistiken überrunden sie bei den Studienabschlüssen an wissenschaftlichen Unis mit 50,1 Prozent bereits ihre männlichen Kollegen. (isa, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.10. 2002)