Alpbach - "Die Probleme der Alpen sind nicht naturwissenschaftlich zu lösen, sondern es ist bei den gesellschaftlichen Trends und den wirtschaftlichen Entwicklungen anzusetzen", bilanziert der Berner Geograf Thomas Scheurer, Geschäftsführer des Komitees Alpenforschung zum Abschluss des fünften "Forum Alpinum" in Alpbach. Der Kongress mit seinem interdisziplinären Konzept stand heuer unter dem Generalthema Die Natur der Alpen, wobei der menschliche Umgang mit dieser Natur im Vordergrund stand. Seit 1994 haben die Kongresse des "Forum Alpinum" im Zweijahresrhythmus bisher in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Italien stattgefunden, 2004 ist Slowenien an der Reihe. Scheurer betrachtet es als eine zentrale Aufgabe des Forums, den Prozess der Alpenkonvention mit wissenschaftlichen Daten zu versorgen, und zieht aus der einleitend zitierten These die Schlussfolgerung, dass die Sozial- und Kulturwissenschaften in Zukunft einen wesentlich größeren Beitrag als bisher zur Alpenforschung leisten müssen. Ein rares Beispiel in diesem Sinne ist für Scheurer das vor drei Jahren in Lugano gegründete Internationale Institut für historische Alpenforschung, in dem Historiker aus dem gesamten Alpenbogen gemeinsam regionalgeschichtliche Themen bearbeiten würden. Hohe Biodiversität Roland Psenner, Limnologe aus Innsbruck und Präsident des Komitees Alpenforschung, kommt zum Schluss, dass die Biodiversität in den Alpen "noch recht hoch ist, aber nicht gleichmäßig verteilt". Besonders gut gehe es der Natur in den Hochlagen, in zusammenhängenden Schutzgebieten und (eher überraschend) in vielen Grenzgebieten zwischen den Alpenstaaten. Psenner spannt den Bogen zu den Gebirgsregionen der Welt und wehrt sich dagegen, diese als Minderheitenproblem abzutun. Zwar lebe nur ein Zehntel der Weltbevölkerung in Gebirgen, aber die halbe Menschheit lebe von Produkten aus diesen Regionen. (hs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 10. 2002)