Inland
Peter Weinmeister - Der ewige Stellvertreter
Sonderparteitag knapp drei Monate vor den nächsten Wahlen - Grazer FPÖ-Chef auf dem Prüfstand
Graz - In der Grazer Stadtpolitik ist der am 1. Juli 1946
geborene Dr. Peter Weinmeister so etwas wie ein "ewiger
Stellvertreter". Der Jurist und Betriebswirt hat seit den achtziger
Jahren mehrere Anläufe unternommen, um Bürgermeister zu werden.
Einmal - 1998 - war er seinem ehrgeizigen Ziel am nächsten, als er
mit der FPÖ auf 27,1 Prozent der Stimmen kam und damit sogar den
legendären Alexander Götz überrundete. Ironie eines
Politikerschicksals: Beim kommenden Sonderparteitag am 11. Oktober
könnte er ausgerechnet von der eigenen Partei "gekippt" werden. Weinmeister hat sich innerhalb des Magistrats beharrlich in die
Höhe gearbeitet. 1974 trat er in den Verwaltungsdienst beim Magistrat
ein. Parallel dazu verlief die politische Karriere in der FPÖ.
Bereits 1970 war er Mitglied in der Landesleitung der steirischen
FPÖ, Vorstandsmitglied des Freiheitlichen Akademikerverbands und
einer illustren Runde wie des "Verein zur Förderung fortschrittlicher
Gemeindepolitik". Am 16. 1. 1986 wurde Peter Weinmeister Stadtrat, am
1. 3. 1988 Bürgermeisterstellvertreter. Zu dieser Zeit gab es noch
zwei "Vizes" in der Stadt.
Seinen größten politischen Erfolg fuhr Weinmeister bei den
Gemeinderatswahlen im Jänner 1998 ein. Er pushte damals die Stadt-FP
nach einem massiven Ausländer- und Anti-Bettler-Wahlkampf auf 27,1
Prozent der Stimmen. Die FPÖ war Wahlgewinnerin und seither
zweitstärkste Kraft in Graz. Heute ist die Stadtgruppe davon
meilenweit entfernt - bei den Gemeinderatswahlen am 26. Jänner 2003
werden ihr von allen Meinungsforschern Schwindel erregende Abstürze
prognostiziert.
Schuld daran sind mehrere Faktoren: Zum einen hatten die
bundespolitischen FPÖ-Turbulenzen Auswirkungen auf die Grazer FPÖ,
zum anderen brachte der Stadt-FP-Chef "seine" Liste für die
Gemeinderatswahlen nicht mehr durch. Die "Knittelfelder Rebellen"
übernahmen das Kommando. Zuletzt sah sich Weinmeister mit Kritik von
allen Seiten, aber vor allem aus den eigenen FP-Reihen konfrontiert.
Tabus fielen gleich reihenweise. Eine FPÖ-Stadträtin stellte sogar
den Vergleich mit einer "Fetzenpuppe" an, die vermutlich bei den
Gemeinderatswahlen "verbrannt" würde. Der Obmann der umstrittenen
Grazer Bürgerwehr, für die sich Weinmeister so ins Zeug gelegt hatte,
ging ebenfalls auf deutliche Distanz.
Alles in allem zeigt sich, dass selbst der verschärfte inhaltliche
Kurs, den Peter Weinmeister in den vergangenen Wochen fuhr, kein
Rezept war, um Geschlossenheit in die eigenen Reihen zu bringen:
Seine mitunter Kopfschütteln auslösenden Attacken, zweifelhafte
Attribute für Graz als "Drogenhochburg" und andere Positionen trugen
eher dazu bei, den FP-Chef zu isolieren. "In so einer Situation kann
man keinen Wahlkampf führen", hieß es zuletzt, als sich die Anzeichen
für das nahende Ende mehrten. Am 11. Oktober wird Gewissheit
herrschen. (APA)