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Washington - Eine US-Firma bietet Interessierten einen Gentest an, mit dem diese angeblich ihre "rassische Herkunft" näher bestimmen können. Genforscher bezweifeln jedoch den Sinn des Tests und verweisen auf die bisher geringen Forschungsergebnisse über Unterschiede zwischen sogenannten "Rassen". Der Molekularbiologe und Geschäftsführer von der Firma DNAPrint, Tony Frudakis, weist die Bedenken zurück. Der Test fördere auch keineswegs Rassismus, sondern zeige im Gegenteil wie viel vom genetischen Erbe der gesamten Menschheit insbesondere in den Amerikanern stecke. Prozentuelle Zuordnung zu nur fünf Menschengruppen Unabhängige Genetiker kritisieren, dass bei dem Test lediglich eine prozentuelle Zuordnung zu fünf Menschengruppen getroffen werde. Diese seien von der Firma willkürlich als Europäer, Ost-Asiaten, Süd-Asiaten, Afrikaner aus der Sub-Sahara und Ureinwohner Amerikas definiert. Die Menschheit lässt sich aber nicht so einfach in fünf Gruppen einteilen, erklärt David Goldstein, Genetiker vom University College London. Für diese Abgrenzung gebe es keinen wissenschaftlichen Beweis. Außerdem fürchtet Goldstein, dass durch derartige unwissenschaftliche Angebote das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Genetik abnimmt. Aus der Mundhöhle geschabten Zellen Um 290 Dollar (294 Euro), in der Anfangsphase schon zum Sonderangebot von 160 Dollar (162 Euro), bietet die in Sarasota in Florida ansässige DNAPrint Genomics Inc. die genetische Untersuchung von aus der Mundhöhle geschabten Zellen an. Durch den Vergleich so genannter SNPs (Single-Nukleotid-Polymorphismen), minimaler Variationen im menschlichen Erbgut, mit den Genmerkmalen einer Modellgruppe könne man die Abstammung jedes Menschen von den fünf Gruppen herausfinden, behauptet Frudakis. Zweiteilung zwischen "weiß" und "schwarz" aufgebrochen werden Dabei wenden die Genetiker Wissen aus dem Genom-Projekt an, mit dem das menschliche Erbgut entschlüsselt wurde. Als mögliche Interessenten für den Gentest sieht Frudakis Menschen, die mehr über ihre Herkunft wissen wollen. Durch den Test könnten auch "rassistische Mythen" entkräftet werden. Mehr Wissen über die eigene Herkunft und die Vielfalt der Vorfahren würde etwa die derzeit strikte Zweiteilung zwischen "weiß" und "schwarz" aufbrechen. Zehn Prozent der "europäischen Amerikaner" haben auch afrikanische Vorfahren Etwa zehn Prozent der "europäischen Amerikaner" haben auch afrikanische Vorfahren, erklärt Mark Shriver, Genetiker an der Universität Pennsylvania State und bei DNAPrint beschäftigt. Beim Test der eigenen DNA habe er mit Überraschung festgestellt, dass er selber auch teilweise von Afrikanern abstamme, erläutert Shriver gegenüber der "New York Times". In seinen Genen fand er nämlich das "Duffy"-Gen, das seine Träger gegen Malariaerkrankungen schützt und vorwiegend bei Schwarzafrikanern in den Regionen südlich der Sahara vorkommt.(APA)