Wien - Die gestrigen Vorschläge von Hauptverbands-Präsident Martin Gleitsmann nach mehr Wahlmöglichkeiten bei Gesundheitsleistungen sorgen für Aufregung. Der ÖGB befürchtet dadurch eine "Zwei-Klassen-Medizin", die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) gar eine Abschaffung der Krankenkassen-Pflichterversicherung. GPA-Chef Hans Sallmutter sieht im Ausbau der Wahlmöglichkeiten den "schleichenden Einstieg in die Privatisierung des Systems". Unterstützung für seine Vorschläge findet Gleitsmann bei Ärztekammer-Präsident Otto Pjeta. Wahlmöglichkeiten im "Sinne Gleitsmanns bedeuten, dass sich der Patient aussuchen darf, für welche Leistungen er extra bezahlen möchte oder sich privat versichern muss", betont der Leitende Sekretär im ÖGB, Richard Leutner, am Montag in einer Aussendung. Gleitsmann solle nicht über Leistungseinschränkungen nachdenken, sondern sich Gedanken über eine bestmögliche medizinische Versorgung aller Bevölkerungsschichten machen, fordert Leutner. Auch Sallmutter befürchtet den Einstieg in die Zwei-Klassenmedizin. "Nachdem man mit dem angestrebten generellen Umstieg auf die Versicherungspflicht Schiffbruch erlitten hat, versucht man es nun auf Umwegen", ist der GPA-Chef überzeugt. Heftige Kritik an den Gleitsmann-Vorschlägen kommt auch vom ÖAR. Generalsekretär Eduard Riha vermutet eine Abschaffung der Pflichtversicherung und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Gerade aber Menschen mit Behinderung benötigten ein staatliches Vorsorgesystem, das ihnen die für sie individuell nötige medizinische Hilfeleistung garantiere, so Riha. "Durchaus diskussionswürdig" findet dagegen Arztekammer-Präsident Pjeta die Ideen des Hauptverbands-Präsidenten. Die "Modifikation des starren Kassensystems" sei dringend nötig. Dabei kann sich Pjeta durchaus mit der Vorstellung einer "vorsichtigen Liberalisierung" anfreunden. (APA)