Paris - "Wir haben jetzt das Lenkrad selbst in der Hand und nehmen sie nur runter, um vorwärts zu schalten. Hinten sitzen die Importeure." - Stefan Jacoby, Präsident von Mitsubishi Motor Sales Europe B.V., sieht im Gespräch mit dem STANDARD den Kurswechsel bei der DaimlerChrysler-Tochter als echte Kulturrevolution. Bis vor kurzem habe jeder Importeur nach eigenem Gutdünken agiert, nun soll eine einheitliche Linie dem Wildwuchs ein Ende setzen, das Markenprofil schärfen und Einsparungen bringen.
Den härtesten Sanierungsbrocken, die Kosten, dürfte Mitsubishi, mit zuletzt global 1,2 Mio. produzierten Pkw Japans Nummer 4, im Griff haben. Im Fiskaljahr 2001/2002 (per März) wies die Firma, in der DaimlerChrysler mit 37,3 Prozent Beteiligung das Sagen hat, rund 90 Mio. EURO Gewinn aus. Nach den hohen Verlusten davor sei dies ein gutes Ergebnis, wenn auch noch weit entfernt von der angestrebten Rendite von drei, vier Prozent.
Neben Konsolidierung im EU-Raum setzt Mitsubishi auf Expansion in Ostmitteleuropa. Produktionsseitig konzentriert man sich auf den Umbau des Nedcar-Werks in Holland, darüber hinaus "denken wir über vieles nach". Ab 2004 laufen bei Nedcar, wo Mitsubishi sich die Produktionsanlagen derzeit mit der Ford-Tochter Volvo teilt, neue Modelle vom Band. Bei Vollauslastung wären es über 100.000 Autos jährlich. Davor wird umgebaut, "wir müssen die Fabrik in Ordnung bringen".
Die Politik der straffen Hand setzt sich in Marketing (europaweite Vereinheitlichung) und Distribution fort. Dazu ordne man die Verkaufsorganisation neu, 20 Prozent Kostenersparnis hätten schon die ersten Schritte gebracht. Im Zuge der von Brüssel verfügten Neuordnung des Neuwagenverkaufs (GVO neu) hat Mitsubishi sich für das selektive Modell entschieden, Ende September, also jetzt, müssten alle 16 Importeure, darunter auch die österreichische Denzel-Gruppe, unterschrieben haben. "Ein paar sind noch ausständig", räumt Jacoby ein.
Das einheitliche Vertragswerk soll das Händlernetz qualitativ aufwerten - ausgedünnt wird es dabei auch. Derzeit gibt es in Europa 2900 Mitsubishi-Outlets, in Österreich - inklusive Subhändler - gut 120, rund 2200 würden es 2005 sein, schließt Jacoby.(Andreas Stockinger, Der Standard, Printausgabe, 30.09.2002)