Film
Filmmuseum schließt erste Renovierungs - Phase bis November ab
Horwath zuversichtlich - neue Schwerpunkte zu Rivette, Cronenberg und Bollywood ... und Matthew Barneys Cremaster-Zyklus
Wien - Seit Jahresbeginn ist Alexander Horwath Leiter des
Österreichischen Filmmuseums. "In diesem dreiviertel Jahr ist - so
hoffe ich - einiges gelungen, eine Menge ist am Gelingen oder wird
sicher noch gelingen. Meine Zuversicht ist stärker als vor einem
Jahr." Am Donnerstag gab Horwath einen Überblick über die
Situation des Filmmuseums und die kommenden Vorhaben. Schauplatz des
- standesgemäß von Filmvorführungen umrahmten - Informationsabends
war jedoch das Votivkino. Hier zeigt das Filmmuseum von 9. bis 31.10.
seine traditionelle Viennale-Retrospektive. Im Stammhaus in der
Albertina sind nämlich endlich die Handwerker eingezogen. "Eine deutliche erweiterte Vorführkabine mit neuer
Projektionstechnik" ist - dank großzügiger Förderung durch das
Kulturamt der Stadt Wien ("Obwohl es sich bei der Albertina um ein
Bundesgebäude handelt") - derzeit im Entstehen. Teil dieser ersten
Renovierungsphase ist auch die Sanierung der Arbeitsräume und der
Bibliothek. Die baulichen Maßnahmen werden von Wirtschaftsministerium
und Burghauptmannschaft ermöglicht bzw. durchgeführt. Eine zweite und
letzte Phase soll im Sommer 2003 das Foyer und den Kinosaal
betreffen. "Wir arbeiten allerdings noch an der Finanzierung",
schränkte Horwath ein.
Rivette-Schwerpunkt
Dennoch zeigte sich der Filmmuseums-Leiter außerordentlich
zuversichtlich. Das lag auch daran, dass er für die
Viennale-Retrospektive "die weltweit bisher größte, umfangreichste
Werkschau" von Jacques Rivette zusammenstellen konnte, inklusive
Besuch prominenter "Komplizinnen und Komplizen" des Regisseurs und
einer "Carte blanche", für die Rivette ihm wichtige Filme
zusammenstellte.
Als den ersten von ihm getätigten Ankauf präsentierte Horwath den
siebenminütigen Kurzfilm "The Heart of the World" des Kanadiers Guy
Maddin, dem im kommenden Frühjahr auch eine Gesamtschau gewidmet sein
soll. Weitere Programmschwerpunkte der kommenden Monate betreffen
David Cronenberg, das indische Bollywood-Kino, Robert Bresson oder
Romuald Karmakar. Zunächst wird jedoch im November und Dezember
spartenübergreifend zwischen Kunst und Kino agiert: Matthew Barneys
Cremaster-Zyklus wird ebenso gezeigt wie zwölf Programme zum zwölften
Geburtstag von "Sixpack Film" oder das Gesamtwerk von Dietmar Brehm.
Restaurierungen
Das Filmmuseum hat gemeinsam mit diversen Partnern eine Reihe von
Restaurierungsprojekten in Angriff genommen. So wird etwa an der
Rekonstruktion der Tonfassung von Sergej Eisensteins "Panzerkreuzer
Potemkin" ebenso gearbeitet wie an der Aufarbeitung noch unbekannten
Nitro-Negativmaterials von Wilhelm Murnaus "Tabu".
Künftig möchte das Filmmuseum auch Programmpakete für Schüler und
Lehrer anbieten. Den Auftakt bietet eine dreitägige Veranstaltung im
Rahmen der europäischen "Cinedays" von 18. bis 20.11. Zwei neue
Publikationsreihen (zusammen mit dem Zsolnay Verlag und dem
Triton-Verlag) ergänzen die ambitionierten Vorhaben. Ab November soll
das Filmmuseum wieder an seinem angestammten Platz in der Albertina
geöffnet sein. (APA)