Finanzen & Börse
Erste Bank: Premiere in Prag
Als erste westeuropäische Aktie notiert das Bank-Papier seit heute auch an der Prager Börse
Prag - An der Prager Börse gibt es seit Dienstag
eine Novität: Erstmals notiert mit der im Wiener Leitindex ATX
gelisteten Aktie der Erste Bank ein österreichischer und damit
westeuropäischer Titel an einer Ostbörse. Die Erste ersetzt die
übernommene Großsparkasse Ceska Sporitelna (CS), die mit 6. August
vom Kurszettel gestrichen wurde. Erste-Chef Andreas Treichl sprach vor Journalisten in Prag am Dienstag von einem "sehr aufregenden Moment, an der Börse eines Landes zu
notieren, das zu einem der am stärksten und schnellsten wachsenden
Ländern Europas gehört.""Schwerster Wert"
Die Erste Bank ist mit einem "Gewicht" von rund 20 Prozent der
"schwerste" Wert in dem 28 Werte umfassenden marktbreiten Prager
Bluechips-Index PX-50 vor den heimischen Lokalgrößen Komercni Banca,
Cesky Telekom, dem Petrochemieunternehmen Unipetrol und dem
AKW-Temelin-Betreiber CEZ. Fixstarter ist die Erste-Aktie auch im
marktengen Index PX-D.
Inmitten der krisengeschüttelten Börsen ist der PX-50 heuer einer
der wenigen Aktienindices der Welt, der seit Jahresbeginn mit einem
Plus von rund 12 Prozent eine positive Performance aufweist. Der
Aktienkurs der Erste Bank selbst hat in den ersten drei Quartalen
2002 im Vergleich dazu mehr als acht Prozent zugelegt.
Kurs bei 1.953 Kronen
"Die Investoren unterscheiden derzeit zwischen Märkten mit hohen
Wachstumsraten und Märkten mit bescheidenem Wachstum. Deswegen
glauben wir, dass Prag ein guter Platz für uns ist", sagte Treichl.
Der Aktienkurs der Erste Bank in Prag orientiert sich an den Preisen
in Wien, an der Wiener Börse notierte die Erste-Aktie Dienstag Mittag
mit 64,50 Euro um 2,38 Prozent über dem Vortagesschluss. Das
entspricht 1.953 tschechischen Kronen.
Die Liquidität des österreichischen Finanztitels wird durch
Marketmaker sichergestellt. Ein Extrakontingent für die Prager Börse
gibt es nicht. Im Umlauf hat die Erste Bank derzeit fast 60 Mill.
Aktien, die Marktkapitalisierung liegt bei rund 3,8 Mrd. Euro. Das
täglich gehandelte Volumen beträgt fast 78.000 Stück bzw. 5,5 Mill.
Euro.
"Ich weiß nicht wann der Turnaround kommt"
Zur dramatischen Börsensituation bei Bankaktien sagte Treichl
heute: "Ich weiß nicht, wann der Turnaround kommt. Marktteilnehmer
verkaufen derzeit zu Verlusten. Das ist eine ernste Situation." Aber:
Es könnte zwar in den nächsten zwei bis drei Monaten nochmals
runtergehen. Treichl würde aber "die Welt nicht verstehen, wenn
Aktien wie HypoVereinsbank, Allianz oder AXA in fünf Jahren nicht
höher notieren als heute". (APA)