Istanbul/Berlin - Der türkischstämmige deutsche Grünen-Politiker Cem Özdemir will sein neu gewonnenes Bundestagsmandat nicht antreten. In Interviews mit mehreren türkischen Zeitungen sagte Özdemir am Dienstag, er halte sich an das, was er vor der Wahl gesagt habe. Der Innen-Experte der Grünen war im Sommer wegen der so genannten Bonusmeilen-Affäre zurückgetreten. Er ist einer von drei deutsch-türkischen Bundestagskandidaten, die am Sonntag ins Parlament gewählt wurden. Die beiden anderen sind die bayerische Grünen-Kandidatin Ekin Deligöz und die Kölner SPD-Politikerin Lale Akgün. Der Istanbuler Boulevard-Zeitung "Sabah" sagte Özdemir, er sei zwar von vielen Menschen aufgefordert worden, nicht auf sein erneut errungenes Mandat zu verzichten, aber er werde sein vor der Wahl gegebenes Wort nicht brechen. In "Hürriyet" sagte Özdemir, er selbst habe jahrelang die Einstellung von Politikern kritisiert, die nach dem Motto handelten: "Gestern war gestern, und heute ist heute." Er wolle seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren. Die türkischen Zeitungen präsentierten Özdemirs Entscheidung als "Moral-Lektion" für die türkischen Politiker. (APA)