Film
"Kino sollte Kultur und nicht Industrie sein"
Francis Ford Coppola fordert junge RegisseurInnen zu mehr Innovation und künstlerischer Arbeit auf
San Sebastian - Filmregisseur Francis Ford Coppola forderte
seine jüngeren Kollegen auf dem Internationalen Filmfestival von San
Sebastian zu mehr Innovation und künstlerischer Arbeit auf. "Ich
möchte, dass das Kino wie Poesie, wie Literatur, wie Kunst betrachtet
wird. Das Kino sollte Kultur und nicht Industrie sein", wetterte der
Regisseur von Filmen wie "Der Pate" oder "The rain people" vor allem
gegen die Hollywood-Industrie."Das Innovativste kommt immer noch aus den Zeiten des Stummfilms"
Seiner Meinung nach würden heutzutage kaum noch gute Filme gemacht
werden. "Die heutige Filmindustrie ist mehr als traurig. Das einzige,
was zählt, ist das Geld. Die Sprache des Kinos wurde nur in den
ersten beiden Jahrzehnten erfunden. Das Innovativste kommt immer noch
aus den Zeiten des Stummfilms", erklärte Coppola auf einer
zweistündigen Pressekonferenz.
Neue Wege, statt ständiger Wiederholungen des gleichen
Seiner Meinung nach hörten die
Regisseure unter der Kontrolle der großen Filmstudios auf, neue Wege
im Kino zu suchen. "Seitdem die Filmindustrie alles kontrolliert,
wird nichts neues mehr gemacht. Ich fordere gerade die jungen
Kollegen auf, sich wieder zu trauen, neue Wege einzuschlagen. Sie
sollten wieder anfangen, zeitgenössische Filme zu machen, anstatt
immer wieder das gleiche zu wiederholen. Das Kino sollte eine Kunst
sein", so der Schaffer von "Apocalypse Now".
Kein "normaler" Regisseur
Er selbst möchte kein "normaler" Regisseur sein, sondern jemand,
der eine neue Sprache erfindet und das Kino als Literatur betrachtet.
"Das Kino ist die Lösung für viele Probleme der Menschen. Das Kino
hat das Potenzial, neue und schönere Welten zu schaffen", schwärmte
Coppola, der selbst keinen Film auf dem Filmfestival im
nordspanischen Seebad präsentierte, jedoch sehr engagiert über sein
neues Projekt "Megalopolis" sprach.
Kein Risiko scheuen
"Es ist beinahe ein zu großes, zu ehrgeiziges Projekt, an dem ich
schon sehr lange arbeite. Ich habe beim Filmemachen nie das Risiko
gescheut und auch bei diesem Film werden ich es nicht", erklärte
Coppola, der seit knapp fünf Jahren keinen Film mehr gemacht hat. Es
sei ein Traum für ihn, diesen futuristische Film auf die große
Leinwand zu bringen. Bisher hatte er jedoch nicht das Geld für die
Produktion zusammen.
"Megalopolis" spiele in New York in verschienen Epochen und
handelt von der Zeit und dem Umgang der Menschen mit der selben.
"Vielleicht klingt das abstrakt, aber die Zeit diktiert unser Leben,
aber die Zeit ist auch eine Erfindung des Menschen. Dieser Film wird
mein persönliches 'Krieg und Frieden' werden. Und wie Tolstoi zehn
Jahre für seine Novelle brauchte, so nehme auch ich mir die Zeit, die
ich brauche", rechtfertige Coppola seine lange Filmabstinenz. (APA)