Die Sozialdemokratie erringt ihre größte Zustimmung, wo sie sich als Alternative zu den Freiheitlichen darstellt - Als Schwäche wird das personelle Angebot gesehen - Mit Grafik
Redaktion
,
Linz
- Auf eines können sich die Wahlkampfmanager der SPÖ vorläufig nicht
verlassen: Dass die Wähler der Sozialdemokratie zuströmen würden, weil es etwa modern
wäre, SPÖ zu wählen. Das sagen nämlich nur 23 Prozent der Österreicher, jüngere etwas
mehr als ältere.
Aber darauf kommt es wahrscheinlich auch nicht an, sagt David Pfarrhofer vom Linzer
marktet-Institut, das für den Standard 400 repräsentativ ausgewählte Österreicher
befragt hat, welche Motive für die Wahl der SPÖ sprechen könnten: "Was zählt für die
SPÖ, ist ihre Stärke in zwei Bereichen: Da ist einmal ihre Glaubwürdigkeit in der
Vertretung von Arbeitnehmerinteressen, die ihr selbst von jedem zweiten deklarierten
ÖVP-Anhänger attestiert wird. Der zweite Aspekt ist, dass sich die SPÖ als eine Art
,Anti-FPÖ’ etablieren konnte. Sogar deklarierte Grün-Wähler sagen, dass die SPÖ ,die
stärkste Kraft gegen die FPÖ’ ist."
Die
Grafik
zeigt, wo die Stärken der SPÖ liegen: Sechs von zehn Österreichern
honorieren die Ablehnung des Abfangjägerkaufs - also etwa gleich viele wie die SPÖ
als Sozialpartei einstufen.
Deutlich weniger Befragte - 46 Prozent - würden sich mit dem Argument motivieren
lassen, dass die SPÖ viele Maßnahmen der derzeitigen Regierung wieder zurücknehmen
würde. Pfarrhofer: "Diese Erwartung wird zwar von rund zwei Dritteln der erklärten
SPÖ-Anhänger gut geheißen - in anderen Bevölkerungsschichten stößt aber gerade diese
Aussicht auf Zurückhaltung: Wir wissen ja aus früheren Umfragen, die wir für den
Standard
gemacht haben, dass drei Viertel der Österreicher sich wünschen, dass wesentliche
Politikbereiche so weiterlaufen wie bisher. Da sagt man sich: Wir haben für das Nulldefizit
Opfer gebracht, jetzt soll man nicht auch das noch gefährden."
Als größte Schwäche der SPÖ weist die market-Umfrage die Personalsituation
aus: Nur 31 Prozent der Österreicher (allerdings fast zwei Drittel der SPÖ-Anhänger)
sehen in Alfred Gusenbauer ein Motiv, das für eine Wahl der SPÖ spricht. der Standard
ließ auch jene Argumente abfragen, die ausdrücklich gegen eine Wahl der SPÖ sprechen:
60 Prozent der Österreicher sagen, die SPÖ habe sie "in den letzten Jahren
mit ihrer Politik enttäuscht". Dies sagen auch vier von zehn erklärten SPÖ-Anhängern.
57 Prozent sagen, die SPÖ habe "keinen geeigneten Kanzlerkandidaten" - ein
Argument, das bei Wählern über 30 deutlich schwerer wiegt als bei Jungwählern.
54 Prozent erwarten, dass die SPÖ "zur alten Politik des Schuldenmachens
zurückkehren" würde - ein Argument, gegen das sich nur die SPÖ-Anhängerschaft in hohem
Maß immun erweist.
52 Prozent sagen, dass man bei der SPÖ nicht wisse, wer für Spitzenämter
infrage komme (was sich nach Präsentation der Kandidaten vermutlich ändern wird).
Ebenfalls 52 Prozent sehen die SPÖ als "zu sehr von der Politik des Gewerkschaftsbundes
abhängig". Diese Haltung findet sich vor allem in der höchsten Bildungsschicht.
51 Prozent vermuten, die SPÖ kritisiere nur, würde aber ähnlich regieren
wie bisher.
42 Prozent halten die SPÖ für zu linkslastig und grün-nahe.
41 Prozent sehen die SPÖ-Politik als "nicht mehr zeitgemäß".
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