Bild nicht mehr verfügbar.

Die israelische Armee setzt die Zerstörung des Regierungssitzes Arafats trotz internationaler Proteste fort.

Foto: REUTERS/Ammar Awad
Ramallah - Israel hat am Sonntag die systematische Zerstörung des Amtssitzes von Palästinenser-Präsident Yasser Arafat in Ramallah weiter beschleunigt und ihm den freiwilligen Rückzug ins Exil nahe gelegt. Während Arafat versuchte, über die verbliebenen Telefone die Weltgemeinschaft zu alarmieren, begannen Räumkommandos der israelischen Armee damit, seine Büroräume im dritten Stock abzutragen. Arafat blieben im zweiten Stock nur noch drei Schlafräume, ein Empfangsraum und einige Räume für seine Leibgarde, berichtete die Nachrichtenagentur WAFA. Nach Augenzeugenberichten sollen durch die Einschränkung der Räume offenbar die 250 Sicherheitsoffiziere und Berater, die sich in dem großteils durch Explosionen bereits zerstörten Gebäude aufhalten, in die Enge getrieben und zur Aufgabe gezwungen werden. "Arafat wird in einem stinkenden, dreckigen Loch festsitzen", zitierte die israelische Tageszeitung "Haaretz" einen Armeeoffizier. Die Armee hatte am Donnerstagabend als Antwort auf einen Selbstmordanschlag der radikalen Hamas-Bewegung in Tel Aviv Arafats Hauptquartier Mukataa in Ramallah umstellt und die Gebäude systematisch gesprengt. Die systematische Zerstörung der Amtsgebäude durch die Armee hat nach palästinensischen Angaben die jüngsten Reformanstrengungen des palästinensischen Parlaments auf unbestimmte Zeit verzögert. "Haaretz" berichtete, die palästinensischen Abgeordneten hatten für kommenden Samstag eine Sitzung geplant, auf der Arafat zur Ernennung eines Ministerpräsidenten gezwungen werden sollte. "Eine Frage der Zeit" Israelische Armeekreise machten am Sonntag deutlich, dass die Aktion mit dem Codenamen "Eine Frage der Zeit" auf ein freiwilliges Exil Arafats abziele. Vize-Verteidigungsminister Weizman Shiri sagte, man werde Arafat ein "Ticket ohne Rückfahrkarte" und eine "würdevolle Reise ins Exil" geben, wenn er dies wünsche. Die Armee ging bereits in der Nacht mit Methoden der psychologischen Kriegsführung gegen Arafat und seine Berater vor. Sie strahlten mit Scheinwerfern in die Schlafräume und forderten die verbarrikadierten Männer über Lautsprecher ständig zur Kapitulation auf. Als Reaktion auf die Belagerung des Arafat-Sitzes haben radikale Palästinenser-Organisationen zu neuer anti-israelischer Gewalt aufgerufen. Israel sei für die Folgen des "Terrors" verantwortlich, sagte ein Hamas-Anführer, Ismail Haniya. Die Palästinenser müssten darauf mit der Intensivierung der Intifada reagieren. Auch die El-Aksa-Brigaden, eine Splittergruppe der Fatah-Bewegung von Arafat, kündigte weitere anti-israelische Anschläge an. Die Selbstmordattentäter würden "alle israelischen Bürger erreichen", drohte die Gruppierung in einer Erklärung. Die israelische Armee hinderte vier israelische Abgeordnete an der Einreise nach Ramallah. Die Israelin Tamar Gozansky und drei israelisch-arabische Parlamentarier wollten Arafat in seinem Amtssitz besuchen, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Die Stadt gilt seit Beginn der Belagerung am Donnerstagabend als militärisches Sperrgebiet. (APA/dpa)