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Foto: REUTERS/Pawel Kopczynski
Srinagar - Kurz vor der zweiten Runde der Parlamentswahl in Kaschmir sind am Wochenende mindestens 19 Menschen der politisch motivierten Gewalt in der umstrittenen Provinz zum Opfer gefallen. Tourismusministerin Sakina Yatoo überlebte am Samstag nur knapp einen Anschlag. Zwei ihrer Leibwächter wurden getötet, als mutmaßliche islamische Extremisten das Feuer auf den Konvoi der Ministerin eröffneten. Am Dienstag wird in dem Krisen-Unionsstaat die Parlamentswahl fortgesetzt. Die Separatisten haben zu einem Boykott aufgerufen. Der indische Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee machte Pakistan für die Gewalt verantwortlich. Islamabad tue nicht genug, um die Grenzübertritte der Rebellen zu stoppen, erklärte er. Die Haltung Pakistans zu Kaschmir habe sich offenbar nicht geändert. Es war bereits der zweite Anschlag auf Yatoo in weniger als einer Woche. Sie überlebte die Schießerei vom Samstag, weil ihr Wagen gepanzert war. Kurz danach wurde ein Mitarbeiter ihrer regierenden Partei der Nationalen Konferenz vor seinem Haus nahe Srinagar erschossen. Ein Sieg der Partei wird erwartet. In Bejbehara wurde ein Soldat getötet, als mutmaßliche Separatisten ein Fahrzeug des Grenzschutzes überfielen. In der nahe gelegenen Ortschaft Sophiyan explodierte eine Granate auf einem Marktplatz und verletzte mindestens zehn Zivilisten. Ziel des Anschlags war offenbar eine Polizeipatrouille. In Nordkaschmir wurde nach Polizeiangaben ein mutmaßlicher Rebell getötet. Samstag Abend überfielen mutmaßliche islamische Separatisten ein Polizistenwohnheim, in dem Beamte mit ihren Familien leben. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, schossen die als Polizisten verkleidete Angreifer mit automatischen Gewehren um sich und warfen Granaten. Zwei Beamte seien getötet, acht weitere verletzt worden. Der Überfall löste ein 13-stündiges Feuergefecht aus, das erst am Sonntag endete. Zu dem Anschlag bekannte sich die Gruppe Al-Arifeen, wie die Nachrichtenagentur KPS berichtete. Sie gilt als Tarnung der verbotenen Organisation Lashkar-e-Tayyaba, die für eine Unabhängigkeit Kaschmirs kämpft. In Neelu erschossen drei Bewaffnete nach Polizeiangaben zwei Aktivisten der Kommunistischen Partei Indiens. Bei einem weiteren Zwischenfall in Kulgam töteten Angreifer einen Lastwagenfahrer und dessen Gehilfen. Die Polizei vermutete separatistische Rebellen hinter der Tat. Bei einem Feuergefecht der Armee wurden in Badijalan bei Kulgam vier Kämpfer der verbotenen islamistischen Gruppierung Harkat-ul Jehad-e-Islami getötet, wie in Srinagar das Verteidigungsministeriums mitteilte. In Palpora nordöstlich von Srinagar erschossen mutmaßliche Rebellen laut Polizei einen Lehrer. Zur ersten Wahlrunde am vergangenen Montag kamen trotz Morddrohungen muslimischer Extremisten und eines tödlichen Anschlags nach offiziellen Angaben 47 Prozent der Stimmberechtigten an die Urnen. Weitere Wahltermine sind der Dienstag sowie der 1. und 8. Oktober. Ergebnisse werden Mitte Oktober erwartet. Bereits vor den Wahlen fielen in diesem Jahr rund 100 Politiker und Aktivisten der Gewalt mutmaßlicher Extremisten zum Opfer, darunter auch der Justizminister von Jammu und Kaschmir, Mustaq Ahmad Lone. (APA/AP)