Wien - Das Umfeld für die bevorstehende Herbstlohnrunde ist heuer schwieriger als vor einem Jahr, betont Metaller-Chef Rudolf Nürnberger zur APA. Dazu kommen Probleme mit den Prognosen der Wirtschaftsforscher, die heuer "sehr instabil" gewesen seien. Aus diesem Grund sei man bei den kommenden Verhandlungen auf eigene Erhebungen angewiesen. Auf Zahlenspiele will sich Nürnberger traditionell nicht einlassen. Nur so viel "der Lebensstandard der Beschäftigten muss gesichert werden." Wie schon in den vergangenen Jahren werde es ein Ergebnis geben, "mit dem beide Seiten Zähne knirschend leben können". Am kommenden Freitag fällt für heuer der Startschuss für die Herbstlohnrunde für rund 210.000 Beschäftigte in der Metallindustrie und fast 46.000 Industrieangestellte. Am selben Tag werden die Wirtschaftsforscher Wifo und Insitut für höhere Studien die Juni-Prognose voraussichtlich offiziell kräftig nach unten revidieren. Nach vorläufigen Schätzungen ging das Wifo zuletzt von einem Wirtschaftswachstum für heuer von maximal einem Prozent gegenüber der Juniprognose von 1,2 Prozent aus. Für 2003 wurde der Prognosewert von 2,7 Prozent im Juni auf höchstens 2,0 Prozent zurückgenommen. "Kaufkraft stärken" Auch der Verhandlungsleiter der Industrieangestellten in der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Karl Proyer, will keine Angaben zu prozentuellen Forderungen machen. Priorität habe für ihn aber die Stärkung der Kaufkraft. Für die gesamte Wirtschaft sei es wichtig, dass bei den KV-Verhandlungen "positive Einkommensignale" gesetzt werden. Bei den Verhandlungen werden man sich stark an den Rückmeldungen aus den Unternehmen orientieren. Er glaube, dass die Unternehmen selber die Situation derzeit besser einschätzen können als die Wirtschaftsforscher. In Zeiten wie diesen, seien die Betriebsräte besonders gefragt. Für die Arbeitgeber, für die auch heuer wieder Hermann Haslauer verhandeln wird, ist der Spielraum eng. Für viele Unternehmen, so hieß es aus Verhandlerkreisen, sei schon die Inflationsrate zu viel. Die Unternehmen müssten sich auf die bevorstehende EU-Erweiterung, aber auch auf Basel II einstellen. Ein einheitlicher Abschluss mache es jedenfalls schwer, eine adäquate Lösung für unterschiedliche Branchen zu finden. Die KV-Runde beginnt traditionell mit der Forderungsübergabe der Gewerkschaft ohne Angabe einer prozentuellen Erhöhung. Im Anschluss finden Wirtschaftsgespräche statt. Verhandelt wird dann am 9. und am 18. Oktober. Im Vorjahr wurden die Ist-Löhne um 2,9 Prozent oder mindestens um 43,6 Euro erhöht. Die Tarif- oder Mindestlöhne wurden um 3 Prozent angehoben. Das Ergebnis der Metaller- und Industrierunde hat traditionell Signalwirkung auf alle folgenden KV-Runden. (APA)