International
Holocaust-Überlebende erhält 100.000 Dollar aus Bankenvergleich
In "Anerkennung von besonderen Leistungen" von Greta Beer - Gehörte zu ersten Klägerinnen gegen Schweizer Banken
New York - Sechs Jahre nach Einreichung der
Holocaust-Sammelklage gegen Schweizer Banken erhält mit Greta Beer
eine der Klägerinnen der ersten Stunde 100.000 Dollar (101.895 Euro)
ausbezahlt. Gleichzeitig fließen mehrere Millionen Dollar an Anwälte,
wie die in New York erscheinende deutsch-jüdische Zeitung "Aufbau"
berichtet. Greta Beer war eine der treibenden Kräfte hinter der im Oktober
1996 eingereichten Sammelklage gegen die Schweizer Banken, die im
August 1998 mit einem Vergleich über 1,25 Milliarden Dollar beigelegt
wurde. Der zuständige New Yorker US-Bundesbezirksrichter Edward
Korman begründet die Auszahlung von 100.000 Dollar an Greta Beer mit
der "Anerkennung von besonderen Leistungen" für die Sammelklage
insgesamt, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Die
Holocaust-Überlebende lebt heute in bescheidenen Verhältnissen in
einem Vorort von Boston.
Ende eines langen Kampfes
"Ich brauche das Geld dringend", sagte sie auf Anfrage der
Nachrichtenagentur AP. Sie habe von dem am vergangenen Mittwoch
gefällten Entscheid von Richter Korman gehört, doch habe sie bisher
die genannte Summe noch nicht erhalten. "Ein langer Kampf kommt nun
zu einem Ende", sagte sie.
Greta Beer ist die Tochter eines rumänischen Unternehmers, der
nach ihren Angaben vor dem Krieg regelmäßig Geld in die Schweiz
gebracht hatte. In den 60er Jahren hatte Greta Beer zusammen mit
ihrer Mutter erfolglos verschiedene Anläufe genommen, um das Geld von
den Schweizer Banken zurückzubekommen. Erst Mitte der 90er Jahre
nahmen sich die großen jüdischen Organisationen des Themas an und
machten Druck auf die Schweizer Politik und Bankenwelt. Wie Greta
Beer bestätigte, haben auch die intensiven Nachforschungen der
letzten Jahre bisher keinen Hinweis auf die Konten ihres Vaters
gebracht.
Gleichzeitig mit Greta Beer erhalten auch die ersten am
Bankenvergleich beteiligten Anwälte ihr Honorar. US-Bundesrichter
Edward Korman ordnete die Auszahlung von insgesamt 3,6 Millionen
Dollar an. Zusätzlich erhalten diese drei Anwaltskanzleien zusammen
rund eine Million Dollar als Spesenrückerstattung, wie aus den auch
der AP vorliegenden Gerichtsdokumenten hervorgeht. Die Kanzlei Lieff,
Cabraser, Heiman & Bernstein, die mit 1,5 Millionen den größten
Honoraranteil erhält, hat bereits früher angekündigt, dass sie ihr
Honorar aus diesem Fall für die Errichtung eines Lehrstuhles für
Menschenrechte an der New Yorker Columbia University spenden wird.
Die drei am stärksten in die Vergleichsverhandlungen involvierten
Anwälte Michael Hausfeld, Melvyn Weiss und der Chefanwalt der
Kläger, Burt Neuborne hatten ebenfalls bereits früher erklärt, dass
sie ganz auf Honorare verzichten wollten. Laut einem von Neuborne im
Auftrag des Gerichts ausgearbeiteten Verteilschlüssel für die
Anwaltshonorare sollen diese insgesamt nicht mehr als 0,05 Prozent
der gesamten Vergleichssumme ausmachen; das wären rund 6,5 Millionen
Dollar. Zunächst nicht bekannt war, ob auch der umstrittene Anwalt Ed
Fagan Honorar aus dem Bankenvergleich bekommt. (APA/AP)