Wirtschaft
Gewerkschaft der Privatangestellten stellt sich quer
Neues Modell bedeute längerfristige Entwertung des Anlagekapitals bei derzeitiger demographischer Entwicklung
Wien - Scharfe Kritik kommt von der Gewerkschaft der
Privatangestellten (GPA) am neuen Modell zur privaten Altersvorsorge.
Dieses sei zur langfristigen Pensionssicherung "völlig ungeeignet und
in Wahrheit ein hilfloser Versuch zur Wiederbelebung der kränkelnden
Wiener Börse", sagte GPA-Vorsitzender Hans Sallmutter am Donnerstag.
Eine Pensionssicherung über Aktieninvestments sei grundsätzlich
abzulehnen. Ein kapitalgedecktes Pensionssystem sei durch den demographischen
Wandel noch stärker gefährdet als das öffentliche Pensionssystem,
argumentierte Sallmutter. Bei einer Kapitaldeckung seien die
künftigen "Aktionärspensionisten" darauf angewiesen, ihre
Kapitalanlagen bei Pensionsantritt an die nachfolgende Generation zu
veräußern. Sollten auf Grund der demographischen Entwicklung nicht
genug kaufkräftige Nachfrager vorhanden sein, sei eine massive
Entwertung des Anlagekapitals vorprogrammiert, so die GPA. Weitere
Nachteile seien die enormen Administrationskosten, das
Inflationsrisiko sowie die Unmöglichkeit konkreter Leistungszusagen.
Wider Regeln der Risikostreuung
Das von den Ministern Karl-Heinz Grasser (FP) und Martin
Bartenstein (VP) vorgestellte Modell sei darüber hinaus auch innerhalb
der Logik der Befürworter der privaten Pensionsvorsorge "absurd":
Eine Konzentration der Investments auf den engen Markt der Wiener
Börse widerspreche allen Regeln der Risikostreuung. Die versprochene
Kapitalgarantie lasse sich nur durch massive steuerliche
Subventionierung finanzieren.
Zudem ergebe sich mit dem neuen Vorschlag eine seltsame Diskrepanz
zum Modell der Mitarbeitervorsorgekassen (MVK), so Sallmutter. Bei
den MVK, die maximal 40 Prozent des Kapitals in Aktien veranlagen
dürfen, werde eine Verzinsung von 6 Prozent unterstellt. Beim neuen
Privatpensionsmodell mit einem verpflichtenden Aktienanteil von 60
Prozent gebe man sich mit 4,5 Prozent wesentlich vorsichtiger, obwohl
die Veranlagungsform risikoreicher sei. Die Regierung gestehe damit
ein, dass eine Verzinsung im Ausmaß von 6 Prozent in Wahrheit
unrealistisch sei, kritisiert der GPA-Chef und fordert eine
Adaptierung des MVK-Modells in diesem Punkt. (APA)