Wien - Es war am 21. Juni 2001, als ein Unbekannter die Volksschule Wichtelgasse in Wien-Hernals betrat, Richtung Turnsaal marschierte und sich in der Garderobe vor einer Gruppe zehnjähriger Buben entblößte. Dann eilte der Exhibitionist ins Freie, wo einige Kinder in einem angrenzenden Park Fußball spielten. Wieder ließ er die Hosen hinunter und forderte die Buben auf, ihn "anzugreifen". Diese verständigten den Schulwart, der die Polizei anrief. Die Beamten konnten den Mann festnehmen. Am Donnerstag hatte er sich im Wiener Landesgericht zu verantworten.Ausreden des Angeklagten "Die Kinder waren offensichtlich verwirrt", meinte sein Verteidiger. Anschließend erklärte der Beschuldigte, ein beschäftigungsloser 36-jähriger Wiener, es müsse sich um ein Missverständnis handeln. Er sei damals von einem Volkshochschul-Kurs nach Hause gefahren. In der Straßenbahn hätte ihn, nachdem er zuvor etwas getrunken hatte, ein "dringendes Bedürfnis" übermannt. Deswegen sei er in die Schule gelaufen. "Warum nicht in ein Lokal? Auf der Hernalser Hauptstraße gibt es zehntausend Lokale", meinte Richterin Martina Huber. "Ich habe eine Scheu vor Leuten", sagte ihr Gegenüber. Dass die Schüler sein Geschlechtsteil zu sehen bekamen, wäre nicht seine Absicht gewesen. Er habe geglaubt, es nicht mehr bis zur Toilette zu schaffen, und deswegen die Hose geöffnet. Eineinhalb Jahre Haft Der Schöffensenat glaubte ihm kein Wort. Der Exhibitionist, der bereits eine einschlägige Vorstrafe aufweist, wurde zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, davon sechs Monate unbedingt. Außerdem wurde ihm die Weisung erteilt, sich einer Therapie zu unterziehen. Das Urteil ist rechtskräftig. (APA)