STANDARD : Was bedeutet es für Sie, Designer zu sein? Ronan Bouroullec : Design ist für uns ein sehr komplexer, großer Spielplatz. Wir spielen mit Formen, mit Humor, und versuchen, Klarheit zu schaffen. Uns interessiert nicht so sehr das Objekt an sich, son- dern viel mehr ein System mit vielen Facetten. STANDARD : Ihre Arbeitsweise wird oft mit der japanischen Gedichtform Haiku verglichen. Was meinen Sie dazu? Ronan Bouroullec : Viele Leute sagen über uns, wir seien Minimalisten. Das ist aber keine gute Definition unseres Stils. Richtig ist, dass wir sehr präzise sein wollen, erklären wollen, worum es uns geht. Die strenge Versform des Haiku ist dafür eine gute Methode. Wir brauchen weder viel Farbe noch viele Formen. Wir versuchen zu reduzieren. STANDARD : Sie werden bereits als Nachfolger von Philippe Starck und Co gehandelt. Wie hört sich das an? Ronan Bouroullec : Wir haben eigentlich viel zu viel Arbeit, um uns über solche Dinge Gedanken zu machen. Außerdem sind wir in Sachen Kommunikation nicht besonders stark. Ich glaube, es klappt alles so gut, weil wir ein kleines Team sind, alles selbst machen und dabei unheimlich viel lernen. Dabei fühlen wir uns wie Kids, die sich in Disneyland austoben dürfen. STANDARD : Und wer von den älteren Meistern inspiriert Sie dabei? Ronan Bouroullec : Cappellini rief bei uns an, da war ich 25. Durch diese Zusammenarbeit wurden die Italiener freilich sehr wichtig für uns, allen voran Ettore Sottsass, weil der halt so unheimlich viel gemacht hat. Viel wichtiger ist aber die Herausforderung, das Neue, die Kontakte, die Gespräche und das Verstehen. Wir zoomen sehr stark auf all das, und wenn wir dann Kreativität über unsere Objekte senden können, dann stimmt's. STANDARD : Manche Leute meinen, man müsse eigentlich keine neuenStühle und Tische mehr entwerfen, da es schon so viele gibt, die tadellos funktionieren und sehr wohlgestalt sind. Frustriert das einen jungen Designer? Ronan Bouroullec : Das ist wie in der Kunst. Dort heißt ja auch, dass schon alles einmal da war. Ich glaube, es geht um Effizienz und um Evolution. Sonst könnte man ja auch aufhören, Bücher zu schreiben. STANDARD : Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten? Ronan Bouroullec : Bei uns laufen immer mehrere Projekte gleichzeitig. Im Moment arbeiten wir an einem Projekt für Vitra, einem Hausboot für ein Kunstcenter, Uhren für Seiko, Leuchten für Flos und einem Hi-Fi-System. Bei Letzterem dürfen wir aber nicht sagen, für wen. Das braucht alles eine ganze Menge Zeit. Außerdem bereiten wir eine Ausstellung unserer Arbeiten im Museum of Contemporary Art in Los Angeles vor. (derStandard/rondo/20/9/02)