Roland Berger in München: der Plan des Beraters heißt Aufstocken und weltweit mit zweistelligen Raten wachsen. Trotz Konjunkturflaute sollen vierzehn Prozent mehr Gewinn bleiben.

Foto: Düren-Dornberger
München - Die Unternehmensberater von Roland Berger, in Deutschland Nummer zwei und weltweit Nummer sieben, haben nicht nur für Konzerne gute Ratschläge, sondern auch für die Politik. Berger selbst berät beide, den deutschen Kanzler Gerhard Schröder und dessen Herausforderer von der Union, Edmund Stoiber. "Wer immer es wird, die zukünftige Regierung findet einen erheblichen Reformstau und einen erheblichen Reformbedarf vor", stellte Berger anlässlich der Jahrespressekonferenz am Mittwoch fest. An kurzfristigen und finanziell wenig belastenden Maßnahmen zur Hebung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts empfiehlt er, sowohl das "Tarifkartell" als auch die Mindestlohnkosten "in Frage zu stellen". Dringend notwendig seien eine Lockerung des Kündigungsschutzes und die Entbürokratisierung. An letzterer habe Schröder, den Berger dennoch als Reformkanzler bezeichnet, selbst Mitschuld. Er habe die Bürokratie erhöht. Die weiteren langfristigen Ratschläge könnten aus einem österreichischen Regierungsprogramm stammen: Bürokratie-, Verwaltungs- und Bundesstaatsreform. "Die Art wie Politik gemacht wird in Deutschland ist reformbedürftig", meint Berger. Er rät dem neuen deutschen Kanzler, parallel zum EU-Konvent, "50 kluge Köpfe zu versammeln", um über ein Reengineering der Entscheidungsprozesse im Land zu diskutieren. So sei zu hinterfragen, ob Deutschland 16 Bundesländer brauche oder ob das Verhältniswahlrecht noch richtig sei. "Staatsquote in Österreich zu hoch" Österreich habe sich insgesamt beachtlich entwickelt, meint Berger, eine Art Reformkonvent könnte dennoch gut tun, denn die Staatsquote sei zwar niedriger als in Deutschland, aber zu hoch. Ein weiteres Hemmnis: es wird zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert. Hier müsse der Staat unbedingt ausgleichen, "auch wenn es einmal knapp wird im Haushalt". Auch die Privatisierungen sollten voranbetrieben werden. Bergers Beratergruppe selbst hat sich trotz Konjunkturflaute wacker geschlagen: Der Honorarumsatz stieg 2001 um 16 Prozent von 433 auf 504 Millionen Euro. Heuer will man 550 Mio. EURO erreichen. Zum Vergleich: Das Wachstum der Top 50 im Beratermarkt liege unter fünf Prozent. Der Nettogewinn soll heuer von 70 auf 80 Mio. EURO steigen, die Zahl der Mitarbeiter "wenigstens um drei Prozent" auf 1700. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 19.9.2002)