Wien - Langsamer als erwartet schreitet die Erarbeitung eines neuen Systems für die Netztarife in der heimischen Stromwirtschaft voran: Man sei zwar ein gutes Stück weitergekommen, allerdings "nicht ganz so weit, wie wir uns das gewünscht haben", sagte Stromregulator Walter Boltz am Mittwoch bei einer Veranstaltung zum Thema "Neue Netztarife - Erste Ergebnisse". Es gebe im Netzbereich noch "beträchtliche Synergien", die es zu heben gelte. Die Implementierung eines Benchmarking, der Regulierung und der neuen Tarifstruktur werde frühestens am 1. Oktober 2003 erfolgen. Für die Stromkunden werde die nächste Runde bei den Anpassungen der Netztarife früheren Angaben des Stromregulators zufolge 2004 starten. Die Haushaltskunden könnten dann innerhalb von zwei Jahren mit einer durchschnittlichen Reduktion um 15 Prozent rechnen. Struktur bedingten Kosten Bei den Kostenunterschieden zwischen den einzelnen Energieversorgern sei nur ein sehr kleiner Teil durch Strukturunterschiede erklärbar. Die individuellen Kosten müssten daher von den Struktur bedingten Kosten getrennt werden. Die Zuordnung der Kosten zum Netzbereich sei zwischen den einzelnen Unternehmen stark gestreut. Mit einer Vereinheitlichung will die E-Control die Intransparenz beseitigen. Als Ergebnis der Kostenermittlung soll eine erste Version eines "Unbundling-Handbuches" bis Ende November stehen. Dann sind so genannte "Unbundling Audits" in ausgewählten Unternehmen geplant, bei denen durch die Einsichtnahme vor Ort die praktische Anwendbarkeit getestet werden soll. Man sei ein bisschen im Rückstand, die E-Control habe sich mehr Informationen erhofft. Für das Benchmarking sollen die Grundlagen für die erste Phase im ersten Halbjahr 2003 gelegt werden. Tariffestsetzung Im dritten und vierten Quartal 2003 ist die Tariffestsetzung geplant, wobei gravierende Änderungen nötig seien, so Boltz. Die E-Control wolle die Branche nicht in den Ruin treiben, eine Vereinheitlichung sei aber nötig: "Da führt kein Weg daran vorbei". Die Regulierung müsse ausreichende Investitionen und Versorgungssicherheit gewährleisten, betonte Boltz. Das Engpassmanagement könnte zu Mehrkosten führen. Wichtig sei der Ausbau von einigen überregionalen Netzen. Das sei allerdings ein Problem, das nur schrittweise und auch auf europäischer Ebene gelöst werde. Vor einem zu raschen Vorgehen warnt die E-Wirtschaft. Die neuen Netztarife stellten eine tief greifende Veränderung für die Unternehmen dar. Es sei besser unter dem Motto "Eile mit Weile" an die neuen Netztarife heranzugehen und dafür dann ein gutes Produkt zu erhalten, so ein Vertreter der Branche bei der heutigen Informationsveranstaltung.(APA)