Wirtschaft
Analysten geben MobilCom keine Überlebenschance
Im Kerngeschäft Mobilfunk unprofitabel
Frankfurt - Der mit staatlichen Krediten am Leben
gehaltene deutsche Mobilfunkdienstleister MobilCom ist nach
Einschätzung von Analysten und Branchenbeobachtern im Kerngeschäft
unprofitabel und hat nach Ansicht von Experten im künftigen
UMTS-Markt keine Überlebenschance. "MobilCom hat nur dann eine Chance auf einen Neuanfang, wenn
France Telecom die Schulden von den Kreditgebern übernimmt und
MobilCom anschließend erlässt", urteilt der Analyst Holger Bosse von
Helaba Trust. Gegenwärtig gebe es jedoch noch keine verbindliche
Aussage von France Telecom zur Übernahme der Verbindlichkeiten von
mehr als 5,5 Mrd. Euro Schulden, weshalb eine Entschuldung von
MobilCom auf wackeligen Füßen stehe.
"Unprofitabler Anbieter"
Während die deutsche Bundesregierung ihre Hilfestellung für
MobilCom als Rettung eines "im Kern gesunden Unternehmen" ansieht,
schätzen die meisten Analysten den Mobilfunkdienstleister als
unprofitablen Anbieter ein, dem mittelfristig das Aus droht.
Zwar müsse MobilCom durch die zugesagten staatlichen Kredite in
Höhe von 400 Mill. Euro bis Anfang kommenden Jahres keinen
Insolvenzantrag stellen, prognostiziert die Analystin der Berenberg
Bank, Ilona Hasselbring. Jedoch sei das operative Ergebnis vor
Abschreibungen (EBITDA) im Kerngeschäft Mobilfunk seit dem vierten
Quartal 2001 negativ. "Mobilcom ist daher auch im Kerngeschäft nicht
mehr profitabel", schreibt die Analystin. Grund dafür ist der wegen
Marktsättigung sinkende Kundenstamm im margenschwachen
Wiederverkäufer-Geschäft und die Verschiebung des geplanten
Marktstarts eigener Mobilfunkdienste über das GSM-Netz von E-Plus.
Marktbedingungen deutlich verschlechtert
Zudem haben sich nach Einschätzung von Branchenbeobachtern die
Marktbedingungen für MobilCom im anlaufenden UMTS-Geschäft inzwischen
deutlich verschlechtert. "Es hat sich gezeigt, dass MobilCom seine
für die Netzbetreiber gewonnenen Kunden nicht wie geplant einfach auf
das eigene UMTS-Netz übertragen kann", sagte ein Branchenvertreter.
Für eine Übernahme der derzeit 4,8 Millionen Kunden müssten
Ablösebeträge an die Netzanbieter gezahlt werden, so dass MobilCom
höhere Kundengewinnungskosten als den etablierten Netzbetreibern
entstünden.
Eine Gefahr für die Kundenbasis könnte sich auch dann ergeben,
wenn MobilCom einen neuen strategischen Partner finden sollte, der
das Unternehmen nach dem angekündigten Rückzug von France Telecom
weiter unterstützt. Sofern ein Branchenanbieter bei MobilCom
einsteigen sollte, wären die Netzbetreiber berechtigt, die
Dienstleister-Verträge aus Wettbewerbsgründen zu kündigen. Damit
müsste MobilCom befürchten, seine Kundenbasis auf einen Schlag zu
verlieren. (APA/Reuters)