Netzpolitik
US-Regierung verlängert Abkommen mit Internet-Gremium ICANN
Mandat wäre Ende September abgelaufen
Das Internet-Verwaltungsgremium ICANN wird
offenbar auf absehbare Zeit weiterarbeiten können. Wie die
"Washington Post" berichtet, will die zuständige Behörde im
US-Handelsministerium das Mandat der in Kalifornien ansässigen
Non-Profit-Agentur verlängern. Das ICANN-Mandat wäre Ende September abgelaufen. Wann und für wie
lange die Verlängerung in Kraft treten soll, ist demnach noch unklar.
ICANN war 1998 von der US-Regierung mit der Aufsicht über die Vergabe
der Domain-Namen, also der Endungen wie .com oder .at beauftragt
worden.
Erwartet
Laut "Post" kündigte Nancy Victory von der National
Telecommunications and Information Agency (NTIA) in einer
Telefonkonferenz vergangene Woche an, dass eine Verlängerung
"derzeit" erwartet werde. Die NTIA-Chefin Victory sagte demnach, dass
die von ICANN angekündigten Reformen den Ausschlag für die
Entscheidung gegeben hätten. In einem neuen Abkommen solle eine
Fortführung der Reformen festgeschrieben werden.
Kritiker hatten ICANN immer wieder langwierige Abstimmungsprozesse
und schwerfällige Entscheidungsverfahren vorgeworfen. Andere
kritisieren einen zu starken Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf
das Gremium.
Die "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" hatte
zuletzt auf seiner Sitzung in Bukarest umfassende Reformen
eingeleitet. Unter anderem wurde die Direktwahl der Mitglieder durch
die Internet-Nutzer wieder abgeschafft. Die ICANN-Vorstandsmitglieder
sollen künftig von Ausschüssen ernannt werden, die einzelne
Interessengruppen wie die Wirtschaft, Techniker oder Regierungen
vertreten. Ein Reformausschuss sollte bis zur nächsten Sitzung im
Oktober konkrete Umsetzungsvorschläge unterbreiten. Mehr Einfluss
sollen unter anderem künftig auch die Firmen erhalten, die die
Länder-Domains wie .at verwalten.
Von der "Post" befragte Experten waren sich einig, dass die Reform
des Gremiums an vorderster Stelle stehen müsse. Die US-Regierung sei
gezwungen, auf ICANN zu setzen, weil das einfacher sei, als eine
völlig neue Organisation aufzubauen, sagte Michael Froomkin vom
Internetforum icannwatch.org. Foren-Teilnehmer mutmaßten dort, dass
das neue Mandat wohl nur kurz ausfallen werde, um den Reformdruck auf
ICANN möglichst groß zu halten. (APA)