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Die größte Akzeptanz hat in Österreich die "rote" Biotechnologie, also der medizinische Bereich, gefolgt von der "grünen" Landwirtschaft und der "grauen" Umwelt.

Foto: Reuters/Mirzo
Österreichs Industrie macht Druck. "Das Vorziehen von Mitteln für 2003 ist notwendig, damit wenigstens die wichtigsten, großen Projekte finanziert werden können. Sonst fallen wir bei der Quote zurück, und der vor zweieinhalb Jahren gegebene Impuls ist wieder weg", sagt ein hochrangiger Funktionär der Industriellenvereinigung (IV). 160 Mio. Euro seien das Minimum, um den Unternehmen zu signalisieren, dass Österreich für verlässliche Rahmenbedingungen steht. Und diese seien sowohl für sich im Wettbewerb befindende Firmen unabdingbar als auch für den Wirtschaftsstandort. Begonnen hat es für den Wachstumsbereich Biotechnologie vor knapp drei Jahren nicht schlecht: Von den sagenhaften "sieben Technologiemilliarden" (508,7 Mio. Euro) gingen 15,53 oder rund 79 Mio. Euro in die Biotechnologie. "Weil Forschungs-und Technologiepolitik erfordert, dass vorhandene Stärken gestärkt und zukunftsfähige Potenziale identifiziert und gefördert werden", so die Begründung für die Mittelzuteilung durch den Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT). Eindeutig als Stärkefelder identifiziert wurden Biotechnologie und Medizintechnik. Vorzeigeprojekte Zu den Vorzeigeprojekten gehört das Genomforschungsprogramm Gen-Au (31,74 Mio. Euro), das aus Verbundprojekten zwischen Unis und Betrieben besteht und dessen Ergebnisse in Medizin, Umweltverfahrenstechnik und Nahrungsmittelerzeugung neue Chancen eröffnen könnten. 25,12 Mio. Euro stellte der Rat für die Entwicklung eines international attraktiven Biotech- und Biomedizin-Standortes zur Verfügung, mit 2,9 Mio. Euro wurde Life Science Austria (Lisa) dotiert - ein Programm, das Unternehmensgründungen forciert. Da öffentliche Mittelzuflüsse enden wollend sind, zielt die staatliche Förderung insbesondere darauf ab, Unternehmensausgaben anzuregen. Imba, das Forschungsinstitut für molekulare und zelluläre Bioinformatik, und das Institut für molekulare Medizin (Cemm) wurden deshalb in Public-Privat-Partnership, also öffentlich-privat als Kompetenzzentren finanziert. "Marktplatz" Wien Am besten etabliert als "Biotech-Marktplatz" - das zeigt eine erste Bilanz - hat sich Wien: Bund und Land teilen sich die Förderungen, bis 2003 fließen in den Biotech-Cluster aus mehr als 20 Biotech-Unternehmen gut sechs Fördermillionen. 700.000 Euro davon bekommt das ACBT, das von Boehringer Ingelheim, Biochemie Kundl, dem Gentechnik-Unternehmen Polymun sowie den Unis Innsbruck und Boku gegründete Kompetenzzentrum "Austrian Center of Biopharmaceutical Technology". Aber es werde "zu klein gekocht", es fehle an Risikokapital und Angeboten für Unternehmensgründungen, attestiert Roland Falb von der Unternehmensberatung Roland Berger. Wien habe eine ausgezeichnete universitäre Forschung und damit Potenzial, ein internationaler Standort zu werden. Falb rät, den medizinischen Bereich, die "rote" Biotechnologie, zu stärken. Dieser war im ersten Halbjahr 2002 mit 12,7 Mio. Euro auch beim Forschungsförderungsfonds FFF das Biotech-Zugpferd. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 17.9.2002)