International
WEF: EU muss wettbewerbsfähiger werden
Erster "Lissabon-Bericht" sieht Österreich hinter Deutschland im Mittelfeld - Beste EU-Beitrittsländer über EU-Durchschnitt
Salzburg - Die EU-Länder hinken wirtschaftlich hinter den
USA und anderen OECD-Ländern wie Norwegen, Schweiz, Kanada,
Australien oder Neuseeland hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt ein
aktueller Bericht des zweitägigen Weltwirtschaftsforums (WEF) mit
Schwerpunkt Europa, das am heutigen Montag in Salzburg begonnen hat.
Österreich liegt bei dieser Bewertung im Mittelfeld und erreicht
hinter Deutschland Rang 7, wettbewerbsfähigstes EU-Land ist Finnland. Der so genannte "Lissabon-Bericht" bewertet die Fortschritte der
EU-Länder (mit Ausnahme Luxemburgs) zur Erreichung des Zieles, bis
zum Jahr 2010 der wettbewerbsfähigste und dynamischste
Wirtschaftsraum der Welt zu sein. Auf dieses gemeinsame Ziel haben
sich die EU-Länder beim Gipfeltreffen von Lissabon vor zweieinhalb
Jahren geeinigt.
Mit einer Durchschnittsplatzierung von 6,4 liegt Österreich in
dieser Wertung knapp hinter Deutschland (6,1) und vor Belgien (6,5).
Die beste Bewertung erreichte Österreich bei der Liberalisierung, wo
es auf Platz 4 liegt. Insbesondere bei der Liberalisierung und in der
Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik liegt Österreich vor Deutschland im
vorderen Drittel der 14 bewerteten EU-Mitgliedsländer. Nachholbedarf
gebe es insbesondere noch bei der Finanzmarktintegration, sagte der
für die Studie verantwortliche WEF-Direktor Peter Cornelius zur APA.
Auch im Bereich Innovation könne Österreich noch mehr tun.
"Klassenbester" unter den EU-Ländern ist Finnland mit einer
mittleren Platzierung von 1,4. In sechs der acht Bewertungskriterien
liegt Finnland an der Spitze, weiters je einmal auf den Plätzen 2 und
3. Dahinter folgen Schweden, Dänemark, Großbritannien, die
Niederlande, Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und Irland.
Die vier Nachzügler sind Portugal, Spanien, Italien und Griechenland,
das in allen acht Kategorien das Schlusslicht bildet.
Beurteilt wurden die Bereiche Informationsgesellschaft,
Innovation, Liberalisierung, Netzwerke, Finanzwesen, unternehmerische
Rahmenbedingungen, soziale Einbindung (Arbeitsmarkt, Bildung) und
Nachhaltigkeit (Umwelt, Klima).
Die zehn EU-Kandidatenländer der ersten Runde sind
durchschnittlich schlechter bewertet als die Mitgliedsländer.
Ausnahmen sind Estland, die Tschechische Republik, Slowenien und
Ungarn, die in manchen Kriterien sogar über dem EU-Durchschnitt
liegen.
"Die EU-Länder machen langsam Fortschritte", sagte der
Generaldirektor der Abteilung Industriepolitik in der EU, Klaus
Gretschmann bei der Präsentation des Berichts in Salzburg. Ohne die
Durchführung weiterer notwendiger Reformen könnte Europa aber weiter
zurückfallen, befürchtet Professor Jürgen von Hagen von der
Universität Bonn. Auch das Ausmaß der Deregulierung des
Arbeitsmarktes sollte in die Bewertung einbezogen werden, regte
Cornelius an.
Die Europa-Direktorin des WEF, Ann Mettler, bezeichnete Europas
Fortschritte im Rahmen der Lissabon-Kritieren als "unzureichend".
Europa habe weiter gegenüber den USA einen enormen Nachholbedarf: Mit
rund 2,5 Prozent lag das Wirtschaftswachstum Europas in den
vergangenen zehn Jahren einen Prozentpunkt unter jenem der USA.
Weitere wichtige Ergebnisse des Berichts: Die EU-Länder erzielen
im Durchschnitt in fast allen Punkten schlechtere Noten als die USA
(Ausnahme: Arbeitsmarkt und Bildungspolitik) oder die übrigen
OECD-Länder. Vermisst wird insbesondere ein "europäisches Modell" der
Wirtschaftspolitik. die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien im
Vergleich mit jenen der USA mangelhaft.(APA)