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apa/dpa/wege
Wien - In ein neues Marktsegment stößt die zu Jahresbeginn gegründete und seit Mai operativ tätige Advofin Prozessfinanzierung AG vor: Sie nimmt ihren Kunden das finanzielle Risiko eines Gerichtsprozesses ab und behält dafür im Erfolgsfall zwischen 20 und 50 Prozent des Streitwertes als Honorar ein. Wie Vorstandsdirektor Franz Kallinger im Gespräch mit dem STANDARD erklärte, habe eine Studie ergeben, dass in Österreich pro Jahr etwa 20 bis 40 Prozent aller berechtigten zivilrechtlichen Ansprüche, die 50.000 Euro überschreiten, aufgrund finanzieller Prozessrisiken nicht verfolgt würden. Dadurch entstehe den anspruchsberechtigten Parteien ein Schaden von 57 bis 114 Millionen Euro. Honorar nach Dauer und Streitwert Dass Advofin nur Fälle von über 50.000 Euro übernimmt, erklärte Kallinger mit den Kosten. Für jeden einzelnen Fall würde ein Gutachten erstellt. Nur im Falle einer Erfolgswahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent würde dann tatsächlich ein Rechtsanwalt mit der Führung eines Prozesses betraut. Bis zu diesem Zeitpunkt entstünden dem Advofin-Kunden keinerlei Kosten. Und auch wenn der Prozess verloren gehe, müsse er keinen Cent bezahlen. Das Honorar, so Kallinger, richte sich sowohl nach der Höhe des Streitwertes - je höher dieser sei, desto niedriger der verrechnete Prozentsatz - als auch nach den Kosten des Gutachtens sowie der voraussichtlichen Prozessdauer. Als Konkurrenz zu einer Rechtsschutzversicherung sieht Kallinger die Advofin nicht. Bei einer Rechtsschutzversicherung zahle der Kunde oft jahrelang Prämien, ohne zu wissen, ob er sie jemals in Anspruch nehmen werde. Zudem sei der versicherte Streitwert in vielen Fällen zu niedrig, sodass dem Kunden trotzdem zusätzliche Kosten entstünden. Anlassbezogen Die Advofin arbeite dagegen anlassbezogen. Wer als Kunde komme, habe bereits ein sehr konkretes Problem. Bevor ein Fall übernommen werde, würden alle Konditionen klar und deutlich vereinbart. Kallinger wies darauf hin, dass die Advofin seit Mai bereits mehr als 400 Anfragen von Rechtsanwälten beziehungsweise deren Klienten entgegengenommen habe, die ein Streitwertvolumen von 30 Millionen Euro umfassten. Die Anzahl der Fälle, die bereits übernommen wurden und die sich derzeit im Prozessstadium befinden, wollte er nicht nennen. (Günter Baburek/DER STANDARD, Printausgabe, 16.9.2002)