Haider zieht Kandidatur für Parteiobmann wieder zurück
Möglicher Grund: FP-Interne Kritk an seiner Vorgangsweise - Haider selbst kommentiert nicht: "Alles was zu sagen ist, habe ich gesagt"
Redaktion
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Wien/Klagenfurt - Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider hat
seine Kandidatur als FPÖ-Obmann beim Parteitag in Oberwart nächsten
Samstag zurückgezogen. In einer Aussendung begründet er diesen
Schritt damit, dass die FPÖ im Zusammenhang mit der
Abfangjägeranschaffung in ihrer Handlungsfähigkeit gelähmt werde:
"Die bisherigen Regierungsmitglieder und die sie umgebenden Lobbys
und Interessensgruppen haben nun die Möglichkeit, ihre Linie in der
Gesamt-FPÖ durchzusetzen und einen für die ÖVP maßgeschneiderten
Koalitionspartner darzustellen".
Haider betonte, dass er weiterhin "einfaches Mitglied" der FPÖ
bleiben werde. Als Landeshauptmann von Kärnten werde er auch in
Zukunft zeigen, was Inhalte einer glaubwürdigen freiheitlichen
Reformpolitik auch für Österreich sein könnten.
Haider kommentiert auch am Sonntag neuerlichen Rückzug nicht
Weiß noch nicht, ob er am Parteitag teilnimmt
Kein Kommentar
Haider wollte auch
Sonntag Früh auf nachfrage der APA seine Entscheidung nicht
kommentieren: "Alles was zu sagen ist, habe ich gesagt". Auf die Frage, ob er beim Parteitag anwesend
sein werde, sagte Haider: "Das weiß ich noch nicht."
Kann Linie nicht durchsetzen
Über Hintergründe und Details seines Verzichts auf die Rückkehr an
die FPÖ-Spitze wird nach Angaben Haiders vom Samstag in absehbarer Zeit
ausführlich zu diskutieren sein. Er habe als langjähriger Obmann der
FPÖ sicherstellen wollen, dass die Freiheitlichen ihre
Glaubwürdigkeit gegenüber den Wählern - insbesondere in den Fragen
Steuersenkung für den kleinen Mann, österreichverträgliche
EU-Osterweiterung, Pensionsgarantie, Privilegienabbau, sowie eine
restriktive Ausländerpolitik - weiter erhalten könnten.
Haider war Samstag Nachmittag telefonisch nicht erreichbar. Sein
Pressesprecher Karl Heinz Petritz meinte lediglich:
"Ich kann die Richtigkeit der Aussendung bestätigen." Darüber hinaus
gebe es zu der neuen Entwicklung keine weiteren Kommentare.
Gerüchte sprechen von Kritik an Haider
Der überraschende Rückzug Jörg Haiders löste am Samstag in Kärnten eine Welle von
Gerüchten und Spekulationen aus. Funktionäre sprachen hinter
vorgehaltener Hand davon, dass eine Sitzung der
FP-Landesparteileitung am Freitagabend Auslöser für Haiders
Kehrtwendung gewesen sein könnte.
Offiziell wollte niemand Stellung nehmen, doch war zu erfahren,
dass bei dieser Sitzung eine Reihe altgedienter FP-Funktionäre zum
Teil sehr deutliche Kritik an der Vorgangsweise des Kärntner
Landeshauptmannes geübt haben sollen. Haider habe die Partei
unnötigerweise einer Zerreißprobe ausgesetzt und eine weitere
Regierungsbeteiligung auf lange Sicht unmöglich gemacht.
"Eigentlich sind wir zufrieden auseinander gegangen"
Einer der Sitzungsteilnehmer war der langjährige Bürgermeister von
Gurk und ehemalige Landtagsabgeordnete Siegfried Kampl. Er erklärte, dass
es keine Kritik an der Person Jörg Haider
gegeben habe: "Natürlich gab es viele Fragen, vor allem, warum man die
ganze Angelegenheit nicht hinter verschlossenen Türen, sondern vor
dem Vorhang ausgetragen hat." Kampl zeigte sich vollkommen überrascht
vom Rückzug Haiders, bei und nach der Sitzung Freitagabend in
Klagenfurt sei davon nicht die Rede gewesen: "Eigentlich sind wir
zufrieden auseinander gegangen."
Turbulenzen
Die Aussprache sei notwendig und seiner Wahrnehmung nach auch
erfolgreich gewesen, betonte Kampl. Auslöser für den Rückzug Haiders
sehe er jedenfalls darin keinen: "Da muss es noch etwas anderes
gegeben haben." Mit dem Rückzug sei eine Situation eingetreten, die
er sehr bedaure, vor allem so kurz vor dem Parteitag. Die FPÖ werde
nun ohne Jörg Haider "erst richtig in Turbulenzen geraten", so Kampl.
Ein weiterer Funktionär, der bei der Sitzung dabei gewesen war,
berichtete hingegen sehr wohl von Differenzen und bestätigte, es habe
Kritik an der Vorgangsweise des Landeshauptmannes gegeben: "Dass er
aber gleich alles hinschmeißt, hätte ich nicht gedacht." (APA)
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