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In der Boomphase von Internet und Aktienmärkten galten die Chefs der Kommunikationskonzerne als große Visionäre, die Anleger setzten auf die Spitzenmanager und investierten Milliarden. Doch mit dem Börsenabsturz kam auch bei den Medienkonzernen und "Telekoms" der Einbruch. Plötzlich wurden die Visionen genau hinterfragt, statt Lob für expansive Firmenpolitik hagelte es Kritik wegen gigantischer Schuldenberge. Das Vertrauen der Investoren schwand und aus einst hoch gelobten Führungspersönlichkeiten wurden geschasste Bosse.

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Inzwischen reiht sich allein in Europa ein spektakulärer Abgang an den nächsten: Den stärksten Wirbel verursachte in Deutschland der forcierte Rücktritt des Telekom-Vorstandschefs Ron Sommer. Vor zwei Monaten verlor der einst gefeierte Boss nach sieben Jahren an der Spitze den Machtkampf um die Konzernführung. Und kaum war Sommer weg, kündigte die Deutsche Telekom angesichts eines Rekordverlustes von 3,9 Mrd. Euro im ersten Halbjahr einen strikten Sparkurs an. "Es wird keine heiligen Kühe geben. Alles steht auf dem Prüfstand", sagte der neue Konzernchef Helmut Sihler.

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Ebenfalls im Juli traf es den Vorstandschef des Medienkonzerns Vivendi, Jean-Marie Messier - die bis dahin schillerndste Managerpersönlichkeit Frankreichs. Seine Strategie, aus dem ehemals behäbigen Staatsunternehmen General des Eaux den gigantischen Medienkonzern Vivendi zu machen, der sich im Film-, Musik-, Fernseh- und Telekommunikationsmarkt tummelt, wurde von den Investoren nicht mehr mitgetragen. Seit Messier weg ist, werden verschiedene Unternehmensteile des mit 35 Milliarden Euro verschuldeten Mischkonzerns nach und nach verkauft.

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Auch beim deutschen Mediengiganten Bertelsmann setzte in diesem Sommer der Kehraus ein, wenngleich hier keine Schuldenberge angehäuft wurden: Der einst gefeierte Vorstandschef Thomas Middelhoff ging. Anschließend trennte sich das Unternehmen im Eiltempo auch von Vertrauten und Lieblingsprojekten des Topmanagers. So wird bei Bertelsmann das Internet-Engagement drastisch zurückgefahren: Der unter Middelhoff mit hohen Kosten in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden aufgebaute Internet-Buchhändler BOL wird aufgegeben. Eines der Middelhoff-Lieblingsprojekte, die Musiktauschbörse Napster, lässt der Konzern ebenfalls sterben.

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Schon im vergangenen Jahr holte sich die niederländische KPN mit Ad Scheepbouver einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Scheepbouver muss bei dem Konzern die nicht eben geringe Schuldensumme von 22 Mrd. Euro abbauen - entstanden vor allem durch den Erwerb der deutschen Mobilfunktochter E-Plus. Einen - wenngleich relativ geräuschlosen - Wechsel vollzog die British Telecom: Hier ersetzte zu Jahresanfang Ben Verwaayen den bisherigen Chef Sir Peter Bonfield.

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Jetzt hat es Michel Bon vom französischen Ex-Monopolisten France Telecom erwischt. Auch er galt lange als charismatischer Chef eines Vorzeigeunternehmens. Doch mit einer überteuerten Einkaufstour quer durch Europa und undurchschaubaren Finanzabsprachen - etwa zum Erwerb des deutschen Mobilfunkanbieters MobilCom - hatte das Unternehmen das Vertrauen der Anleger verspielt. Die Nettoverschuldung des Konzerns liegt bei gigantischen 69,7 Mrd. Euro - auch dank der Expansionsstrategie von Bon. Sein Nachfolger steht noch nicht fest.

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