New York - Ginge es nach dem Kommentator der US-Zeitung "New York Times" vom Donnerstag, könnten sich die Deutschen am 22. September den Urnengang sparen. Denn egal, wer die Bundestagswahl gewinnt: Stagnation ist nach Meinung des New Yorker Blattes für die Zeit danach schon vorprogrammiert. Die um die Mitte werbenden Volksparteien unterschieden sich kaum voneinander, heißt es dort. "Deutschlands glanzlose Wahlkampagne setzt den jüngsten europäischen Trend fort, den Unterschied zwischen den großen Mitte-Rechts- und Mitte-Links-Parteien zu verwischen." Die wahren Probleme würden im Wahlkampf ausgespart, keiner liefere einen echten Lösungsvorschlag für die größte Sorge der Deutschen: die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft. Weder Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) noch Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) hätten die richtigen Rezepte im Angebot. Während Schröder von den Gewerkschaften gehindert werde, eine grundlegende Arbeitsmarktreform anzupacken, stelle sich Stoiber schützend vor die Bauern und verteidige die Agrarsubventionen der EU. Letztlich traue sich aber keiner von beiden, wirkliche Reformen umzusetzen. Das Ergebnis am 22. September werde äußerst knapp ausfallen und die deutsche Politik werde weiter stagnieren. Das Fazit aus Übersee: "Dafür sind Wahlen nicht da." (APA/AFP)