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Foto: APA/ EPA/ Avanir Niko
Rio de Janeiro - Eine von der Drogenmafia angeführte blutige Gefängnisrevolte ist in der brasilianischen Großstadt Rio de Janeiro nach 24 Stunden zu Ende gegangen. Die Lage in der Hochsicherheits-Haftanlage "Bangu 1" sei unter Kontrolle, hieß es am Donnerstag. Acht Geiseln seien auf freien Fuß gesetzt worden, sagte der Sicherheitssekretär des Landes Rio, Roberto Aguiar. Es habe bei der Revolte vier tote Häftlinge gegeben. Die Medien hatten bisher von sechs Todesopfern berichtet. Laut Aguiar erklärten sich die Aufständischen um Drogenboss Fernandinho Beira Mar zur Aufgabe und zur Übergabe mehrerer Schusswaffen und Handgranaten bereit, wenn die Medien ihre Unversehrtheit garantierten. Lange Zeit hatten die Behörden eine Er-stürmung der Anstalt erwogen. Machtkämpfe Auslöser der am Mittwochvormittag ausgebrochenen Unruhen waren Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Drogenbanden. Vorerst unbestätigten Medienmeldun-gen zufolge sind dabei zwei ranghohe Drogenbosse sowie zwei weitere Insassen getötet worden. Einer der getöteten Bosse sei Ernaldo Pinto de Medeiros, genannt Ue, der unter anderem wegen mehrerer Morde zu 300 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Vier Männer des Wachpersonals und vier Bauarbeiter wurden als Geiseln genommen, hieß es. Ein Polizeisprecher sagte schon zu Beginn des Aufstands, die Forderungen der Revoltenführer nach einem Versetzungsstopp und einer Lockerung der Besucherkontrollen seien zurückgewiesen worden. Angehörige der Banden der im Gefängnis ermordeten Drogenbosse erzwangen unterdessen zum Zeichen der "Trauer" in vielen Stadtvierteln von Rio die Schließung von Hunderten von Geschäften und Schulen. Die Ermordeten gehörten zur Bande "Amigos dos Amigos" (Freunde der Freunde), sie kontrollierten laut Polizei vom Gefängnis aus den Drogenhandel in mindestens 35 Slumvierteln. Oberboss als Drahtzieher Die Revolte wurde laut Angaben von Häftlingen, die per Handy von Rundfunksendern interviewt wur-den, vom bekannten Drogenboss Fernandinho Beira Mar angeführt. Beira Mar, der als Oberboss des Drogenhandels in Rio gilt, war im vergangenen Jahr in Kolumbien dingfest gemacht worden. Dem 32-Jährigen werden enge Verbindungen zur kolumbianischen Drogen-mafia und zur Guerilla des Nachbarlandes nachgesagt. Er wird beschuldigt, vom Gefängnis aus den Drogenhandel weiter anzuführen und Gemetzel unter Rivalen angeordnet zu haben. (apa)