Irak
Internationales Institut: Irak könnten binnen Monaten Bombe bauen
Bestände an chemischen und biologischen Waffen sowie Langstreckenraketen versteckt
London - Der Irak könnte nach Einschätzung des
Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London
"innerhalb von Monaten" eine Atombombe bauen, falls das dazu
notwendige spaltbare Material aus dem Ausland geliefert wird. Zu
diesem Schluss kommt nach Informationen des Senders BBC vom Montag
eine IISS-Bilanz des Waffenprogramms der irakischen Regierung. Danach
besitzen irakische Wissenschaftler auch das nötige Know-how, um ein
Programm chemischer und biologischer Waffen "zu rekonstruieren". Dem Irak ist es nach Einschätzung des IISS möglicherweise
gelungen, Bestände an chemischen und biologischen Waffen sowie eine
"kleine Anzahl" von Langstreckenraketen des Typs "Al-Hussein" vor den
UNO-Waffeninspektoren "zu verstecken". Die Inspektoren hatten nach
massiven Behinderungen im Dezember 1998 das Land verlassen und
durften danach nicht wieder einreisen.
Der Autor der Studie, John Chipman, zeigte sich überzeugt davon,
dass Saddam den Bau einer Atombombe anstrebe. Der Irak sei dabei,
Maschinen zu entwickeln, mit denen waffenfähiges nukleares Material
hergestellt werden könne. Ohne ausländische Hilfe werde Saddam sein
Ziel aber nicht erreichen. "Wenn er aber spaltbares Material aus dem
Ausland bekommt, wenn er es stiehlt oder in irgendeiner Weise kauft,
glauben wir mit Sicherheit, dass er relativ schnell eine Atombombe
bauen kann, das wäre eine Frage von Monaten", sagte Chipman der BBC.
Laut Chipman ist Irak im Besitz einiger Kurzstreckenraketen, die
atomare Waffen transportieren können. Nach Schätzungen der Studie
kann Saddam auf bis zu zwölf dieser Raketen mit einer Reichweite von
650 Kilometern zurückgreifen. Damit könnte Saddam Ziele in
Saudi-Arabien, Kuwait, Israel, Iran und der Türkei angreifen. Dies
würde aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Saddam könnte die Waffen
aber auch mit Flugzeugen einsetzen. Zudem hat es Saddam laut Chipman
geschafft, einige chemische und biologische Waffen zu verstecken.
Nach Einschätzung der BBC besteht der IISS-Bericht aus einer
Analyse bereits bekannter Informationen der Waffeninspektoren. Das
Institut selbst räume "Lücken" ein. Laut BBC stützt sich das Institut
offenbar nicht auf neueste Geheimdienstinformationen. Die Regierungen
in Washington und London hätten bereits angedeutet, dass ihnen
aktuellere Informationen vorlägen.(APA/dpa/AP)