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Wien - "Soll ich dir die Schuhbänder binden?" Die Vierjährige ist stolz, dass sie der Zweijährigen helfen kann. Das ist Alltag in 17 Wiener Kindergärten (in 60 Gruppen), in denen der Trägerverein "Kinder in Wien" (Kiwi) seit einigen Jahren so genannte altersgemischte Gruppen erprobt. Anders als in Kindergärten, wo die Kleinen von den "Großen" getrennt sind, finden sich hier Kinder von eineinhalb bis sechs Jahren.

In zwei Diplomarbeiten im Rahmen eines Pädagogikstudiums an der Universität Wien wurde nun untersucht, ob diese Art der Betreuung den Kindern gut tut. Das Ergebnis: Gerade Einzelkinder - und zwei von drei Kinder wachsen ohne Geschwister auf - profitieren ungemein von der Altersmischung.

Christine Weilharter und Renate Steinmann untersuchten einerseits die sprachlich-kognitive und andererseits die sozial-emotionale Entwicklung: "Jüngere Kinder erweitern ihren Wortschatz viel rascher, Ältere gehen bewusster mit der Sprache um und bemühen sich, den Kleinen ein Sprachvorbild zu sein." Die älteren Kinder entwickeln wiederum rascher soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Akzeptanz, Toleranz und Hilfsbereitschaft.

Intensivere Betreuung

Das alles erfordert allerdings auch eine höhere Betreuungsintensität. Zwei Kindergartenpädagoginnen und eine Kinderbetreuerin sind für jeweils 20 Kinder da.

Die "Kiwis" haben sich das in Skandinavien und auch in Deutschland abgeschaut, wo gemeinsame Betreuung der ein- bis zwölfjährigen Kinder seit den 80er-Jahren Standard ist. In Wien gibt es in Hütteldorf einen ersten Ansatz, Klein- mit Schulkinder zu mischen. In den Kiwi-Kindergärten begnügt man sich mit Kindern von eineinhalb bis sechs. (DERSTANDARD, Printausgabe, 9.9.2002,dam)