Tübingen - Der deutsch-rumänische Sprachwissenschafter Eugenio Coseriu ist am Samstag nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren in der schwäbischen Universitätsstadt gestorben. Dies teilte Johannes Kabatek von der Universität Freiburg mit. Der in Mihaileni (Rumänien) geborene Coseriu zählt zu den bedeutendsten Geisteswissenschaftern des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche seiner sprachtheoretischen Begriffe gehören zum wissenschaftlichen Kanon der Linguistik. Seit den 50er Jahren entwickelte Coseriu in seiner Sprachtheorie die klassische Auffassung weiter, dass die Sprache nicht lediglich ein starres System ist, wie es in Lexika und Grammatikbüchern beschrieben werden kann. Vielmehr handelten die Menschen auf Grund ihres Sprachwissens beim Sprechen stets aufs Neue kreativ und mit unterschiedlichen Absichten. Von diesem lebendigen Sprachverständnis ausgehend, erarbeiteten Coseriu und andere Sprachforscher grundlegende Einsichten etwa in den Sprachwandel, die Bedeutungslehre oder die geographisch und sozial begründeten Varianten der Sprachen. Zu seinen Schriften zählen Standardwerke für Generationen von Sprachstudenten wie "Sprache, Strukturen und Funktionen". Coseriu hatte in Rumänien und Italien Romanistik, Slawistik und Philosophie studiert und wurde 1951 Professor für Sprachwissenschaft in Montevideo (Uruguay). Nach Gastprofessuren in Coimbra, Bonn und Frankfurt/Main kam er 1963 nach Tübingen, wo er bis vor wenigen Jahren lehrte. (APA/dpa)