Zagreb - Der Prozess gegen den kroatischen Armeegeneral
Mirko Norac hat neuerlich die Debatte um die Verstrickung der
früheren kroatischen Regierung in Kriegsverbrechen aufgeworfen. Vor
dem Landesgericht in Rijeka wurden Tonbänder präsentiert, die
beweisen sollen, dass der im Dezember 1999 verstorbene Präsident
Franjo Tudjman von der Erschießung von 40 serbischen Zivilisten in
der Ortschaft Gospic gewusst hat.
Die Gerichtsverhandlung gilt als Test für die Leistungsfähigkeit
der kroatischen Justiz. Norac wird vorgeworfen, für die Ermordung der
Serben in Gospic verantwortlich zu sein. Er wurde auch vom
UNO-Tribunal in Den Haag angeklagt, das den kroatischen Behörden aber
erlaubte, den Prozess selber zu führen.
In der Tonbandaufnahme ist ein Bericht zu hören, den der damalige
Chef der Polizei in Gospic, Ivan Dasovic, an Smijan Reljic, den
früheren Chef des kroatischen Geheimdienstes, erstattete. Darin wird
Norac mit den Worten zitiert, dass die Regierung die Exekution der
Zivilisten angeordnet habe. Das Tonband galt bisher als geheim. Noch
ist nicht sicher, ob es in dem Verfahren als Beweis zugelassen wird.
Seine Authentizität wurde indes von Reljic selbst in einem
TV-Interview bestätigt. (APA)