London/Wien - Der britische Premier Tony Blair hat seinen Schulterschluss mit US-Präsident George W. Bush in der Irak-Frage verteidigt. Militärische Aktionen widerstrebten ihm, betonte Blair in einem Interview mit BBC. Aber es gebe Zeiten, "da ist es unvermeidbar". Auf die Frage, ob Blair zugebe, dass Großbritannien bereit sei, einen "blutigen Preis" zu zahlen, antwortete der Regierungschef: "Ja." Die USA müssten wissen, ob ihre Verbündeten bereit stünden, wenn "das Schießen beginnt".

Blair und der russische Staatschef Wladimir Putin haben für Oktober ein Treffen vereinbart. Das teilte ein britischer Regierungssprecher am Freitag mit. Ein Sprecher der britischen Botschaft in Moskau sagte, bei dem Treffen solle es in erster Linie um die Frage einer Militärintervention im Irak gehen. Russland, das ständiges Mitglied im UNO-Sicherheitsrat ist, hatte sich gegen eine Intervention im Irak ausgesprochen.


Äußerstes Mittel

Die niederländische Regierung will ein militärisches Vorgehen gegen den Irak nicht ausschließen. Falls Saddam Hussein weiterhin Waffeninspektoren den Zugang verweigere, sei dies als äußerstes Mittel möglich, um der von Massenvernichtungswaffen ausgehenden Gefahr zu begegnen, sagte der christdemokratische Außenminister Jaap de Hoop Scheffer im Parlament. Eine neue Resolution des UNO-Sicherheitsrats als Mandat für ein etwaiges militärisches Eingreifen sei zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich, fügte der Außenminister hinzu.
Der Irak ist nach Einschätzung des Exchefs der UNO-Rüstungsinspektoren, Richard Butler, im Besitz von Massenvernichtungswaffen. Er sei sich sicher, dass auch die US-Regierung Beweise dafür habe, sagte Butler am Donnerstag im australischen TV. Butler forderte die US-Regierung auf, ihre Beweise zu veröffentlichen und dem Irak über den UNO-Sicherheitsrat ein Ultimatum zu stellen.

Die Mehrheit der Österreicher ist dafür, den Kampf gegen den Terrorismus nicht mit einem "großen Militärschlag" zu führen. Stattdessen solle auf die "Macht des Geldes" und auf das Einfrieren von Bankkonten sowie auf schärfere Kontrollen zur Verhinderung von Geldwäsche gesetzt werden. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts "Spectra" hervor. (DERSTANDARD, Printausgabe, 7./8.9.2002, AP, dpa, APA)